Wenn man jetzt im Süden von Costa Rica im Pazifik badet,
gibt’s das Phänomen, das wir in der Schweiz selbst im Hochsommer kennen, nicht
mehr: der kurze Moment des Sich-Überwinden-Müssens vor dem Eintauchen. Wenn man
ins Meer hinaus kneipt, kommt bekanntlich der Moment, wo einem eine Welle bis
unter die Achseln schwappt.  -  Puh!! 
-  Dies erlebt man hier schon beim
ersten Mal als richtiggehend wohlig.  Die
Temperatur aber ist gleichwohl noch immer erfrischend. Von einer seichwarmen
Brühe  zu sprechen wie an manchen
Stränden am Mittelmeer wäre verfehlt.
| San Isidro: Um 18 Uhr ist noch der Teufel los, um 22 Uhr sind die Strassen leer. | 
Seit gestern Morgen um 4 Uhr 55 haben wir etwas begriffen
vom  Sinn der hiesigen Null-Architektur (einstöckige
Häuser mit Blechdach). An unserem Kajütenbett rüttelte jemand äusserst heftig,
gute zehn Sekunden lang. „Wollen unsere Zimmermitbewohnerinnen uns wecken?“, so
unsere Spontanreaktion.  Solche Kraft
hätten wir den beiden eigentlich nicht zugetraut. Und auch nicht eine derartige
Unverfrorenheit. – Tatsächlich war ein Erdstoss die Ursache! 
Schon wenige Minuten später verifizierte Zeno übers Internet
den Sachverhalt: Das Epizentrum war ganz in der Nähe, die Magnitude  6.1 (wurde später auf 5.8 korrigiert), der
Herd lag in 33 km Tiefe. Nachdem wir in den letzten Wochen mehrmals die
Kontraste zur Schweiz angesprochen haben, ergab sich nun für einmal eine
Analogie. 
Nach einem eintägigen Zwischenstopp in San Isidro sind wir
nun via San José zurück in Alajuela, sind also die gleiche Strecke in
umgekehrter Richtung gefahren. Man hätte auch in einer Etappe von Uvita nach San
José zurückkehren können. Wir wählten aus verschiedenen Gründen deren zwei :
Zum einen gefällt uns die lebendige Stadt San Isidro. Das Hotel, die
Verpflegungsmöglichkeiten und die Atmosphäre sagen uns zu. Nicht zu
unterschätzen war aber der Vorteil, von San Isidro aus mit einem modernen Bus
viel schneller in die Hauptstadt zu gelangen. So sparen wir uns zweieinhalb
Stunden Busfahrt. 
| Auch auf der Rückfahrt gibt's einen Verpflegugnsstopp. | 
Wir nehmen dieses letzte Motiv zum Anlass, über das Reisen
in Costa Rica überhaupt ein paar Aussagen zu machen. In jedes noch so entlegene
Dorf gibt es eine Busverbindung, und zwar immer mehrmals täglich. Auf den Hauptrouten
verkehren die Fernbusse fast stündlich. – Zu den Fahrpreisen: Mit den Velos
durch Costa Rica zu fahren, hat uns mit Sicherheit kein Geld gespart. Der
Transport der beiden Räder kostete nahezu 800 Franken. Für etwa einen Viertel
dieser Summe hätten wir die gefahrenen Kilometer mit dem ÖV zurücklegen können.
 Ein Beispiel: Die 140 km von San Isidro
nach San José mit einer Höhendifferenz von 2700 m kosten pro Person weniger als
6 Franken.  (Private Busunternehmen
bedienen diese Strecken.)
Wir haben Busse bzw. Reisecars verschiedenster Güteklassen
kennengelernt, solche, die über steile Fahrzeugzerlegepisten rumpeln müssen und
deren Kardanwellen das Achsgetriebe zu zermalmen scheinen und andere, die fast
lautlos durch die Landschaft sausen, ungeachtet der Topografie. Die heutige
Fahrt ist das Tüpfelchen auf dem i. Ein Car neuester Bauart mit Ledersesseln, Sicherheitsgurten,
federweicher Dämpfung und einem Gepäck-Stauraum, der  stehende Fahrräder fassen kann.
| Unser erstes und letztes Tunnel. | 
In Alajuela nehmen wir die Velos aus der Abstellkammer und
begeben uns sogleich auf eine (letzte?) Fahrt. – Wie schon am ersten Tag
unserer Reise suchen wir ausserhalb das Städtchens nach einem Geocache. – Die  25km-Runde ist ein Konzentrat unserer Tour: bergauf,
bergab, kein einziges Flachstück, windig, verkehrsreich. Pura Vida! Ohne Gepäck
und mit frischen Kräften jedoch ein Spass. (Wir lachen einander mehrmals zu.)
Im frühabendlichen Stossverkehr  kommt
uns die Zweirad- Mobilität und eine offenbar inzwischen erlangte Abgebrühtheit
zugute.
 
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