Um 4 Uhr morgens schellt der Wecker. Eine halbe Stunde
später sitzen wir im Bus, der uns zurück nach Juntas bringt. Als wir beim
Haus vom Roten Kreuz ankommen, stutzen wir zuerst, als der Platz, wo wir die
Velos und das Gepäck zurückgelassen haben, leer ist. Wir wecken den
Nachtschicht-Angestellten und hören, von untergestellten Velos wisse er nichts.
Bevor wir vor Schreck die Fassung verlieren, trifft bereits die Ablösung ein,
die Bescheid weiss. Sie führt uns in einen abgeschlossenen Hinterraum, wo die
Velos mit einer Plane zugedeckt sicher verwahrt sind. Nun fahren wir gemütlich
runter zur Panamericana, wo es nach Südosten weitergeht. Den Blick richten wir
immer wieder auf Verpflegungsstätten, ein offenes Soda finden wir erst nach 15
Kilometern, wo wir dann ausgiebig frühstücken. Uns kommt entgegen, dass kein
Wind herrscht und nur vorläufig moderate Steigungen zu bewältigen sind. Das
Ziel erreichen wir um 11, es ist Esparza. Nach Puntarenas sind wir nicht wie
früher geplant abgebogen. Das hat damit zu tun, dass wir auf die Halbinsel
Nicoya verzichten, weil wir zu wenig Zeit und andere Pläne haben. Ausserdem
haben wir keine Lust auf hochsaisonal überfüllte Beachresorts.
| Hier wird sogar gezeltet. | 
Puntarenas wollen wir doch nicht total streichen und fahren
am Nachmittag mit dem Bus hin. Es ist eine in den Golf von Nicoya hinausragende,
zwischen 40 und 500 Meter breite und etwas mehr als 5 Kilometer lange
Landzunge. P war früher der
Hochseehafen von Costa Rica. Heute legen hier vor allem noch Kreuzfahrtschiffe
an und die Fähren, die nach Nicoya übersetzen. Als Hochseehafen hat Quepos P
längst den Rang abgelaufen. Das erkennt man auch an den vielen
heruntergekommenen und sogar verlassenen Industrie- und Gewerbebauten. Der
Schienenstrang existiert zwar noch, ist aber überwuchert, weil er seit 30
Jahren nicht mehr genutzt wird. 
| Fürs Cafe con Leche auf die Landzunge. | 
Ursprünglich war P Costa Ricas Kaffeeumschlagplatz. Seit
aber 1890 die Eisenbahn vom Valle Central zum Atlantik fertiggestellt wurde,
begann der Ruhm der Stadt und des Hafens rasch zu verblassen. Heute ist von der
„Perle des Pazifiks“ kaum mehr etwas übriggeblieben. Umso verblüffender, dass
halb Costa Rica am Wochenende hierher an den Strand kommt. Zehntausende bewegen
sich heute über die Promenade und den Strand und treten einander buchstäblich
auf die Füsse. Die Ess- und Trinkstände sowie die Restaurants sind frequentiert
beziehungsweise bumsvoll. Die Mengen, die hier verspiesen werden, erklären
auch, warum ein Grossteil der Costa-Ricaner – Frauen, Männer und Kinder –
auffällig übergewichtig sind. Aber es ist trotzdem ein Vergnügen, zu sehen, wie
unbefangen sie sich bewegen. Vor den wenigen Duschen stehen endlose Schlangen, aber
kaum jemand scheint sich daran zu stören, dass er/sie sandpaniert umher
flaniert.
| Das ruhige Hinterland von Esparza. | 
Woher kommen eigentlich all diese Leute? Die in den
Seitenstrassen parkierten zahllosen Extrabusse geben die Antwort: Viele reisen
vom knapp 100 Kilometer entfernten San José an. Es herrscht zwar ein
unbeschreiblicher Lärm, aber die Stimmung ist entspannt. Auffällig ist die hohe
Präsenz an PolizistInnen, die aber genauso relaxed wirken. Einige patrouillieren
mit den Fahrrädern. Was uns angeht, so sind wir nicht unglücklich, am frühen
Abend wieder im ruhigen Quartier von Esparza zurück zu sein, wo wir
übernachten.
 
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