Dass Ortega 2006 wieder an die Macht kam, verdankte er dem
schon erwähnten Paktieren mit Alemán während dessen Regierungszeit (1997-2006).
 Alemán sanierte in dieser Zeit nämlich
auch die eigenen Finanzen beziehungsweise die seiner Partei, anders gesagt, er
plünderte die Staatskasse. Dafür wurde er später zu 20 Jahren Haft verurteilt,
musste aber die Strafe nicht absitzen, weil das von sandinistischen Richtern
verhindert wurde. Hoppla! wie soll das gehen? Im Gegenzug senkten Alemáns
Liberalkonservative die Verfassungshürde für die Präsidentschaftswahl. So
verhalfen sie und nicht die Armen Ortega wieder zur Macht.
| Parteiwerbung an einer Fassade in San Carlos. | 
Die Sandinisten treten auch heute vordergründig radikal auf,
arbeiten aber in Wirklichkeit mit den korrupten Rechten zusammen. Inzwischen
wächst der Unmut über den Pakt, was an der Parteienzersplitterung sichtbar
wird. Die ehemaligen Mitstreiter Ortegas, vor allem die Brüder Cardenal, der
damalige Vizepräsident Sergio Ramirez und die Gesundheitsministerin Dora Maria
Téllez sind längst in Distanz gegangen zu Ortega beziehungsweise aus der Partei
geworfen worden. Von den Wahlversprechen beziehungsweise Zielen – Zitat: „Null
Hunger, null Arbeitslosigkeit“ – ist Nicaragua weit entfernt. Nahezu die Hälfte
der 5 Millionen Einwohner leben in extremer Armut. (Davon haben wir erste
Zeugnisse gestern auf der Flussfahrt gesehen: Es stehen da an Ufernähe manchmal
Bretterverschläge auf 2-Meter-Stelzen. Oben bloss eine Holzplattform, mit Blech
überdeckt. Nicht mal durchgehende Wände. Bewohnt nicht von irgendeinem
Outdoor-Freak, sondern von jeweils einer Familie mit Kindern. 
Wir reisen durch Nicaragua nicht trotz dieser Umstände,
sondern wegen ihnen. Wir wollen selber erfahren, wie die Menschen hier leben.
 
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