Die Strasse, auf welcher wir ursprünglich Los Chiles
erreichen und dabei das Naturschutzgebiet durchqueren wollten, befahren wir
heute von der anderen Seite her. Polizisten haben uns gestern erklärt, wo diese
Strasse vom Highway abzweigt. Ganz anderswo, als auf der Karte eingezeichnet!
Das Ziel: Mit den Velos zum Lago Negro zu fahren und dort einen örtlichen Guide
anzuheuern.  Nachts hat es geregnet, so
dass wir schon auf dem Highway mit Schlammpackungen auf Körpern und Rädern
unterwegs sind. Costa-Ricanische Wellness. Der Schlamm stammt von den Rädern
der Zuckerrohr-Trucks, die hier beladen werden. Nach diesem Vorgeschmack biegen
wir auf die Naturstrasse ab.  Deren Beschaffenheit
ist kurz so zu beschreiben: Bollensteine, zusammengehalten mit Dreck. (Oder:
aneinander gereihte Motorradhelme.) Kies wurde offensichtlich nicht ins Trassee
eingebaut. Wassergefüllte Schlaglöcher bieten eine unwilkommene Abwechslung zu
den ständigen Erhebungen. Es rumpelt und spritzt. Aber das ist nur der Vorname!
(…) Wir schauen, wie weit wir kommen, zumindest den Geocache wollen wir holen
(bis dorthin sind es etwa 13 Kilometer). Den Cache finden wir erst mithilfe von
Wilbert, der mitten im Sumpfgebiet eine Finca besitzt. Wilbert verbindet uns
per Handy mit seinem inzwischen in San José wohnenden Sohn, der den Cache
ausgeheckt hat. Wir informieren ihn über den Zustand seiner Cache-Box (nass), bedanken
uns recht herzlich beim Vater und entschliessen uns umzukehren, da bis Caño
Negro weitere 10 Kilometer zu bewältigen wären. Auf dem Rückweg scheinen die
Buckel noch ausgeprägter zu sein. Als wir, beim Hotel angekommen, unsere
Dreckräder präsentieren, installiert uns ein Bauarbeiter einen Wasserschlauch. Die
rote Erde haftet wie Kleister. Darauf wächst hier Zuckerrohr!
|  | 
| Rumpel, rumpel. | 
Am Nachmittag folgt das sanfte Gleiten. Wir erkundigen uns
nach Bootsausflügen. Auf den grossen Touri-Booten kostet die Flussfahrt 40
Franken die Stunde pro Person. Der Klientel: Expeditionshut- und Khakihosen tragende,
Spiegelreflex-Kamera-schwingende Greisinnen und Greise. (Entschuldigt unsere
political incorrectness, aber was wir sehen, ist einfach grotesk.) Der
Tourenanbieter neben unserem Hotel macht uns ein besseres  Angebot: drei Stunden Privatausfahrt für 60
Dollar für uns beide. Mit einem ganz originellen Manndli als Kapitän schweben
wir schliesslich durch die Flusswindungen. Um uns die einzelnen Vögel,
Reptilien und Affen zu zeigen, lässt er das Boot jeweils sanft ans rechte oder
linke Ufer gleiten. (Das Boot macht fast keinen Lärm.) Wir sehen zwar nicht so
viele Tiere  wie erhofft, doch die
grossartige Flora macht dies mehr als wett. Der Kapitän tut viel, um uns auch
Kaimane zu zeigen. Aus diesem Grund biegt er nach einiger Zeit sogar in einen
Nebenarm ein, wo wir auch tatsächlich ein Tier ins Wasser gleiten hören, aber
leider nicht sehen können.  Dafür öffnet
sich der Fluss plötzlich zu einem See voller grüner Teppiche. Die Wassertiefe
ist so gering, dass die Schraube Bodenberührung hat.
|  | 
| Dieser Baum findet sich auch auf dem Guatemaltekischen Wappen. | 
Nach zwei Stunden kehren wir um. Aus der tief hängenden
Bewölkung beginnt es plötzlich leicht zu regnen. Kurz darauf öffnen sich die
Schleusen und ein Äquatorialregen geht nieder. Wir sind alle drei sofort
klatschnass. Um die Rückfahrt zu verkürzen, gibt der Bootsführer Gas. Trotzdem
werden wir von einem Ausflugsboot überholt. Weil er nicht in dessen Kielwasser
fahren darf, überholt er seinerseits, und zwar nun  mit Höchstgeschwindigkeit. In einem Affenzahn
legt er den letzten Streckenteil zurück. Nun sehen wir, wie eng die Windungen
des Rio Frío wirklich sind! Diesem sanften, wettergegerbten Mann hätten wir
solches Fahren nie zugetraut. Eine Entschädigung für die entgangene
Kaiman-Begegnung? Alle drei entsteigen wir, wie aus dem Wasser gezogen, dem
Boot. Wir werden, tropfnass, wie wir sind, selber Anlass zu Gelächter. 
PS: Unser rasende Kapitän stammt eigentlich aus San José. Er sei hierher umgesiedelt wegen der dortigen Kriminalität. Wegen irgendeiner Kleinigkeit werde man gleich abgeknallt. Sogar wegen einem Velo. Leer Schlucken und Seitenblicke unsererseits.  
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen