Wir sind seit Sonntag Morgen, nach einem Flug via Philadelphia, zurück in Zürich. Etwas Ärger gab's am Gepäckband am Flughafen Kloten – einmal mehr muss man sagen –, denn von vier Gepäckstücken fehlten drei, eine Saccoche und beide Velos. (Dafür drehten eine Menge Koffer und Taschen die Runde, ohne von jemandem mitgenommen zu werden.) Inzwischen ist alles da, via München; gestern sind auch noch die Räder nachgeliefert worden. Dass beim einen der Wechsel und das Schaltauge so verbogen sind, dass sie ersetzt werden müssen, ist zwar ärgerlich, aber harmlos, denn wirklich unangenehm wär's gewesen, wenn uns das auf dem Hinflug passiert wäre.      So schliessen wir unsere Reise ab mit der Gewissheit, dass die Anstrengungen gering waren im Vergleich zu dem, was wir auf und neben der US 101 und der California 1 gesehen, erlebt, erfahren haben, z.B. grossartige Landschaften, Teile (noch) nicht zerstörter Natur, Redwoods, die uns sprachlos machten, gastfreundliche, hilfsbereite, humorvolle, offene Menschen, aber auch solche mit eigentümlichen Eigenarten. All das hat unsere Sinne bereichert und wird uns lange begleiten – auch in den Berufsalltag hinein, in den hinein Manuel heute mit seinem ersten Arbeitstag an der ETH gestartet ist und in den Gerold nach den Herbstferien zurückkehren wird. (Er hat gestern Abend bereits wieder Schulluft geschnuppert, aber eine besondere; er hat sich die Theateraufführung des „Grünen Kakadu“ angeschaut, an der er bis zum Beginn des Urlaubs mitgearbeitet hat. Die Qualität war überzeugend!)
Ein Dankeschön an alle LeserInnen, ob sie nun sporadisch oder regelmässig in den Blog reingeschaut, ihn gar kommentiert oder uns Mails geschickt haben. Für sachliche oder sprachliche Mängel bitten wir um Entschuldigung. Wir hoffen, dass die Lektüre und das Betrachten der Bilder informativ war und das eine oder andere Mal auch unterhalten hat.
Wir verabschieden uns bis zum nächsten Blog, sind aber auch gespannt auf das eine oder andere Feedback. 
Gerold und Manuel Koller
Freitag, 26. September 2008
San Diego: früher und heute
Der portugiesische, aber für Spanien tätige Seefahrer Cabrillo ankerte 1542 hier im natürlichen Hafen. Den Namen bekam die Region 60 Jahre später nach dem Missionar Diego de Alcala. (Dieser war nicht hier tätig, aber eben heiliggesprochen worden.)
Die immer wieder mit "San" beginnenden Ortsnamen zeugen bis nach San Francisco hinauf für die Rolle, welche die katholische Kirche bei der Inbesitzname der Küste spielte (übrigens meist im Verbund mit dem Militär). Die Juma-Indianer hier liessen sich aber kaum missionieren und blieben bis ins 19. Jh. die einzige Bevölkerung. Das änderte sich mit der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien. Wenige Ranchero-Familien teilten sich das Land auf. Dieses wurde dann 1867 zu einem frühen beispielgebenden Spekulationsobjekt für Alonzo Horton, einen Geschäftsmann aus SF. Er kaufte den Siedlern das Land für gerade mal 265$ ab, unterteilte es in kleinste Parzellen, legte also eine Art virtuellen Stadtplan darüber, und verkaufte innert eines Monats jedes Grundstück für 600, dann für 1000$ an künftige Geschäftsleute aus SF. Zwei Jahre später hatten sich bereits 3000 Leute angesiedelt.
Entscheidend zum Wachstum San Diegos trugen aber der erste Weltkrieg und die Kriege danach bei. Die Schwellenlage der Stadt - zwischen Norden und Süden, Festland und Pazifik, v.a. aber die Bucht, die mit ihrer enormen Dimension das passendste Versteck für die Schiffe der Navy wurde. Wurde früher die gesamte Pazifikflotte hier stationiert, liegen heute immer noch ein Viertel ihrer Schiffe (inkl. Atom-U-Boote) vor Anker. Darum haben sich hier auch so viele ehemalige Soldaten und Offiziere niedergelassen.
Dieses Navy-Image versucht die Stadt seit einigen Jahren abzulegen. "Sports Town USA" lautet das neue Identifikationslabel. Als wir in die Stadt hineingefahren sind, fielen uns denn auch die zahllosen Sportstätten auf, allen voran die Jachthäfen, aber auch Tennis und Golfplätze. Es sieht zwar alles nach viel Geld aus, aber die hier Wohnenden sind offenbar so kaufkräftig, dass das alles Breitensport-Angebote sind. Als Dennis Conner 1987 gar den Americas-Cup hierher holte war der i-Punkt gesetzt.
SD hat ideale topographische und klimatische Voraussetzungen für ein weiteres rasantes Wachstum. 300 Sonnentage im Jahr machen die Stadt zum idealen Ort für eine Gesellschaft in der Business und Freizeit nahtlos ineinander überzugehen scheinen. Inzwischen ist SD die zweitgrösste Stadt Kaliforniens und die siebentgrösste der USA (1.3 Mio). Dass der Bauboom bis jetzt ungebrochen ist, dafür sorgen schon die 1000 Einwanderer pro Monat. Keine Stadt der USA weist ein solches Wachstum auf.
Zuwanderer gäb's noch viel mehr, wenn man sie liesse. Im mexikanischen Tijuana, gleich jenseits der Grenze, warten Tausende vergeblich auf ein Einreisevisum. Viele versuchen es illegal. Eine grosse Zahl mit Erfolg. Weil sie dabei rennend einen Highway überqueren müssen, kommt es zu Unfällen. Makabre Plakate warnen die Autofahrer denn auch vor illegalen Einwanderern. Sie zeigen in Silhouette drei rennende Leute, einen Mann eine Frau und ein Kind. Das Kind stolpert an der Hand der Mutter über die Strasse.
Es grenzt an Perversität, dass jährlich 45 Mio. Einheimische und Touristen über die Grenze nach Süden fahren, um in Tijuana günstig einzukaufen oder sich medizinisch versorgen zu lassen (Leute ohne Krankenkasse) und gleichzeitig für alle andern der umgekehrte Weg verrammelt bleibt (durch eine 24 km lange Mauer aus Eisenblech).
An bestimmten Adressen in San Diego zu wohnen soll ziemlich prestigeträchtig sein. Der Hunger nach diesem Prestige treibt seltsame Blüten. Es gibt hier in der Stadt Firmen, die Briefkästen verkaufen. Eine Adresse in einer der Rennomierstrassen ist dann also oft nur eine schuhschachtelgrosser Briefkasten. Wer an die Adresse anruft, wird diskret dorthin verbunden, wo die betreffende Privatperson tatsächlich wohnt bzw. wo die Firma ihr wirkliches Domizil hat. Mit einer solchen Dienstleistung kann man sich ein beträchtliches Einkommen generieren - und sich damit vielleicht ein Domizil an der besagten Adresse leisten.
Unsere letzte Besichtigungstour führte zum Hotel Coronado auf der gleichnamigen Insel, die eigentlich gar keine ist, sondern durch ein langes Sandband mit dem Festland verbunden ist.
Danach fuhren wir in die Fashion Valley Shopping Mall, um unser Gepäck noch ein bisschen zu vervollständigen!! Jetzt müssen wir es ja nicht mehr mit eigener Kraft bewegen.
Die immer wieder mit "San" beginnenden Ortsnamen zeugen bis nach San Francisco hinauf für die Rolle, welche die katholische Kirche bei der Inbesitzname der Küste spielte (übrigens meist im Verbund mit dem Militär). Die Juma-Indianer hier liessen sich aber kaum missionieren und blieben bis ins 19. Jh. die einzige Bevölkerung. Das änderte sich mit der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien. Wenige Ranchero-Familien teilten sich das Land auf. Dieses wurde dann 1867 zu einem frühen beispielgebenden Spekulationsobjekt für Alonzo Horton, einen Geschäftsmann aus SF. Er kaufte den Siedlern das Land für gerade mal 265$ ab, unterteilte es in kleinste Parzellen, legte also eine Art virtuellen Stadtplan darüber, und verkaufte innert eines Monats jedes Grundstück für 600, dann für 1000$ an künftige Geschäftsleute aus SF. Zwei Jahre später hatten sich bereits 3000 Leute angesiedelt.
Entscheidend zum Wachstum San Diegos trugen aber der erste Weltkrieg und die Kriege danach bei. Die Schwellenlage der Stadt - zwischen Norden und Süden, Festland und Pazifik, v.a. aber die Bucht, die mit ihrer enormen Dimension das passendste Versteck für die Schiffe der Navy wurde. Wurde früher die gesamte Pazifikflotte hier stationiert, liegen heute immer noch ein Viertel ihrer Schiffe (inkl. Atom-U-Boote) vor Anker. Darum haben sich hier auch so viele ehemalige Soldaten und Offiziere niedergelassen.
Dieses Navy-Image versucht die Stadt seit einigen Jahren abzulegen. "Sports Town USA" lautet das neue Identifikationslabel. Als wir in die Stadt hineingefahren sind, fielen uns denn auch die zahllosen Sportstätten auf, allen voran die Jachthäfen, aber auch Tennis und Golfplätze. Es sieht zwar alles nach viel Geld aus, aber die hier Wohnenden sind offenbar so kaufkräftig, dass das alles Breitensport-Angebote sind. Als Dennis Conner 1987 gar den Americas-Cup hierher holte war der i-Punkt gesetzt.
SD hat ideale topographische und klimatische Voraussetzungen für ein weiteres rasantes Wachstum. 300 Sonnentage im Jahr machen die Stadt zum idealen Ort für eine Gesellschaft in der Business und Freizeit nahtlos ineinander überzugehen scheinen. Inzwischen ist SD die zweitgrösste Stadt Kaliforniens und die siebentgrösste der USA (1.3 Mio). Dass der Bauboom bis jetzt ungebrochen ist, dafür sorgen schon die 1000 Einwanderer pro Monat. Keine Stadt der USA weist ein solches Wachstum auf.
Zuwanderer gäb's noch viel mehr, wenn man sie liesse. Im mexikanischen Tijuana, gleich jenseits der Grenze, warten Tausende vergeblich auf ein Einreisevisum. Viele versuchen es illegal. Eine grosse Zahl mit Erfolg. Weil sie dabei rennend einen Highway überqueren müssen, kommt es zu Unfällen. Makabre Plakate warnen die Autofahrer denn auch vor illegalen Einwanderern. Sie zeigen in Silhouette drei rennende Leute, einen Mann eine Frau und ein Kind. Das Kind stolpert an der Hand der Mutter über die Strasse.
Es grenzt an Perversität, dass jährlich 45 Mio. Einheimische und Touristen über die Grenze nach Süden fahren, um in Tijuana günstig einzukaufen oder sich medizinisch versorgen zu lassen (Leute ohne Krankenkasse) und gleichzeitig für alle andern der umgekehrte Weg verrammelt bleibt (durch eine 24 km lange Mauer aus Eisenblech).
An bestimmten Adressen in San Diego zu wohnen soll ziemlich prestigeträchtig sein. Der Hunger nach diesem Prestige treibt seltsame Blüten. Es gibt hier in der Stadt Firmen, die Briefkästen verkaufen. Eine Adresse in einer der Rennomierstrassen ist dann also oft nur eine schuhschachtelgrosser Briefkasten. Wer an die Adresse anruft, wird diskret dorthin verbunden, wo die betreffende Privatperson tatsächlich wohnt bzw. wo die Firma ihr wirkliches Domizil hat. Mit einer solchen Dienstleistung kann man sich ein beträchtliches Einkommen generieren - und sich damit vielleicht ein Domizil an der besagten Adresse leisten.
Unsere letzte Besichtigungstour führte zum Hotel Coronado auf der gleichnamigen Insel, die eigentlich gar keine ist, sondern durch ein langes Sandband mit dem Festland verbunden ist.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Donnerstag, 25. September 2008
Unsere Tour ist zu Ende!
Bevor wir berichten, wollen wir gratulieren:
Die letzten beiden Etappen brachten einige Premieren:
- der Theatergruppe der KSL für ihre gelungene Premiere (wir haben schon davon gehört)
- Zeno (Sohn, Bruder, Guido) für seine bemerkenswerte Leistung auf der Fahrt von Wohlen nach in die Provence ans Mittelmeer (im Rahmen eines Projekts der Kanti Wohlen); ihr habt längere Tagesetappen gemacht und seid schneller unterwegs gewesen als wir; Chapeau! (wenn wir nur das Gepäck auch hätten transportieren lassen können)
- Mandi für seine Mountain Bike-Eskapade über den Jochpass; Manuel ist kürzlich mit Kollegen von Nessental über die Melchsee Frutt nach Luzern gefahren; eine tolle Schotter Abfahrt von der Melchsee Frutt!
- Andreas Buja für seine wertvollen und ergänzenden Kommentare (wir sind besonders froh um die Informationen über das Ende der Wallstreet; wir haben das nur am Rande mitbekommen und waren aber begierig, Genaueres zu wissen; die Analogie zu den Auswüchsen von Randolph Hearst und Co. sind tatsächlich verblüffend)
- Max Spörri für seine aufmunternden Kommentare und Mails (alle Posts, mittlerweile 51, sind noch online und per Link rechts abrufbar; siehe auch Link "older posts" ganz unten)
- Toni Bucher für die tollen Bilder (gestern sind wir in Laguna Niguel vorbei gekommenn!)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Die letzten beiden Etappen brachten einige Premieren:
- Long Beach lag im Nebel, als wir starteten, und die weisse Watte veliess uns 70 km lang nicht.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
- Der Radweg nach San Clemente wird auf einem ausgemusterten, teilweise überwachsenen Highway geführt; eine lange Strecke auf einem topfebenen weissen Betonband.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
- Wir mussten die Pässe zeigen, weil uns der Radweg direkt durch Basis Camp Pendleton, also durch Militärgebiet führte. (Die Autos fahren auf der Interstate, der einzigen zivilen Verkehrsverbindung an der Küste - darauf dürfen Radfahrer nicht)
- Halbwüste, bzw. dürre Grassteppe
- Unser gestriges Tagesziel war der San Clemente State Beach Campground, hat uns aber nicht besonders gefallen (Sandboden, nur ein Tisch, zwei komische "Hiker" hatten sich "installiert", beim Inspizieren des Platzes liess eine Camperin hier gleich ihren Hund sein Geschäft erledigen). Für uns bedeutete das weitere 50 km bis zum South Carlsbad State Beach.
- Dort gab's dann aber keine Hiker Biker Site (das ist sonst nur auf privaten Campgrounds so), dafür einen steinharten Sandplatz. Das zwang uns zum Improvisieren, denn wir mussten das Zelt mit Schnüren aufspannen (siehe auch das Bild danach).
| From Seattle to San Diego-Tour | 
- Wir durchfuhren mehrere Kreisel in La Jolla. Die ersten auf der ganzen Strecke!
- 2920 km
- mehr als 124h auf den Rädern
- mehr Höhenmeter als erwartet
- je etwa 20 kg Gepäck, noch mehr nach dem Einkauf
- praktisch pannenfrei, nur 2 Platten (ein Drahtstück und ein Ventilabriss)
- keine ernsthaften gesundheitlichen Probleme
- kein Sonnenbrand, dafür 2 Flaschen Sonnenschutzspray geleert
- ...
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Mittwoch, 24. September 2008
Ein bisschen Geschichte von LA
Während wir hier schreiben, steigt die Spannung bei der Theatergruppe der KSL: In 2.5 Stunden beginnt die Premiere von Schnitzlers Stück "Der grüne Kakadu". Wir wünschen der Gruppe um Hans Gysi und Sabine Schläpfer herum eine tolle Aufführung und ein sehr gutes Publikum. Wir sind gespannt morgen davon zu hören.
Wir verlassen in wenigen Stunden das Weichbild von LA und fahren von Long Beach in den Süden. Morgen werden wir in San Diego ankommen.
Der Portugiese Juan Rodrigo Cabrillo entdeckte die Inselgruppe vor LA und sah einen Dunstschleier über der Bucht. - Er rührte von den Lagerfeuern der Indianer her. Darum gab er dem Gebiet dem Namen "Bahia des Los Fumos". Heute liegt die Stadt häufig unter einem Smog-Deckel. Wir hatten vorgestern und gestern allerdings Glück, über Santa Monica, Hollywood und Downtown war blauer Himmel, die Luft war gut.
Die genannten Inseln waren ursprünglich von den Chumash-Indianern bewohnt. Selbst ihre Isoliertheit schützte sie nicht vor der Zwangschristianisierung und diese bedeutete buchstäblich ihr Ende. Als 1835 die letzten Indianer von einer der Inseln aufs Festland deportiert wurden, sprang eine Frau über Bord. Sie blieb verschwunden, auch nachdem die Insel nach ihr abgesucht worden war. 18 Jahre später wurde sie aber von Robbenfängern entdeckt und zum Festland gebracht. Inzwischen lebte da aber keiner ihres Stammes mehr; niemand konnte sich mit der Frau verständigen. Sie überlebte nur wenige Monate. Mit ihrem Tod ging auch die Sprache ihres Volkes verloren. Gerade mal vier Wörter sind von ihr überliefert.
Das Lebensgefühl, das man an den Stränden und Kaffees in LA zu spüren meint, ist auch stark geprägt worden von den Songs der Beach Boys am Ende der 60er-Jahre. Brian Wilson, der Song Writer der Gruppe, schrieb Stücke wie "Surfin' USA", "Fun Fun Fun" oder "I Love L.A.". Er hat damit das Lebensgefühl einer surfenden Gesellschaft mitgeprägt. Dass viele auf der Kante zwischen dem vollendeten Gebräuntsein und dem Absturz leben, sieht man auch regelmässig. Viele fallen runter und wachen als Penner wieder auf, um als kaum 25-Jährige am Sunset Blvd oder in Downtown die Passante um Geld anzubetteln.
Eindrücke von Long Beach:
Wir verlassen in wenigen Stunden das Weichbild von LA und fahren von Long Beach in den Süden. Morgen werden wir in San Diego ankommen.
Der Portugiese Juan Rodrigo Cabrillo entdeckte die Inselgruppe vor LA und sah einen Dunstschleier über der Bucht. - Er rührte von den Lagerfeuern der Indianer her. Darum gab er dem Gebiet dem Namen "Bahia des Los Fumos". Heute liegt die Stadt häufig unter einem Smog-Deckel. Wir hatten vorgestern und gestern allerdings Glück, über Santa Monica, Hollywood und Downtown war blauer Himmel, die Luft war gut.
Die genannten Inseln waren ursprünglich von den Chumash-Indianern bewohnt. Selbst ihre Isoliertheit schützte sie nicht vor der Zwangschristianisierung und diese bedeutete buchstäblich ihr Ende. Als 1835 die letzten Indianer von einer der Inseln aufs Festland deportiert wurden, sprang eine Frau über Bord. Sie blieb verschwunden, auch nachdem die Insel nach ihr abgesucht worden war. 18 Jahre später wurde sie aber von Robbenfängern entdeckt und zum Festland gebracht. Inzwischen lebte da aber keiner ihres Stammes mehr; niemand konnte sich mit der Frau verständigen. Sie überlebte nur wenige Monate. Mit ihrem Tod ging auch die Sprache ihres Volkes verloren. Gerade mal vier Wörter sind von ihr überliefert.
Das Lebensgefühl, das man an den Stränden und Kaffees in LA zu spüren meint, ist auch stark geprägt worden von den Songs der Beach Boys am Ende der 60er-Jahre. Brian Wilson, der Song Writer der Gruppe, schrieb Stücke wie "Surfin' USA", "Fun Fun Fun" oder "I Love L.A.". Er hat damit das Lebensgefühl einer surfenden Gesellschaft mitgeprägt. Dass viele auf der Kante zwischen dem vollendeten Gebräuntsein und dem Absturz leben, sieht man auch regelmässig. Viele fallen runter und wachen als Penner wieder auf, um als kaum 25-Jährige am Sunset Blvd oder in Downtown die Passante um Geld anzubetteln.
Eindrücke von Long Beach:
Montag, 22. September 2008
Ankunft in LA
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Wir kurz nach 10 Uhr schon in Santa Monica eingetroffen, konnten im Hostel zwar noch nicht einchecken, aber immerhin duschen und uns umziehen. Wir wollten den freien Nachmittag für einen Besuch im Getty Center nutzen. Über Paul Gettys Reichtum haben wir ja gestern schon berichtet. Er hat schon zu seinen Lebzeiten veranlasst, dass die Zinsen aus seinem 4-Milliarden-Vermögen für die Kunst auszugeben sind. Dass war jährlich so viel Geld, dass es auch nicht durch Ankäufe teuerster Kunstwerke auszugeben war. Also beschloss man, auf einem Hügel über Santa Monica ein Grossmuseum zu bauen. Es wurde 1997 eingeweiht und gilt heute als etwas vom Besten, was die Kulturgeschichte der westlichen Welt zu bieten hat (inkl. Restaurations- und Forschungszentren).
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Aber dieses In-die-Breite-Bauen! Extrem Distanzen überallhin. Zur Veranschaulichung:
- Die Fahrt vom Rand des riesen Dings LA in die Stadtmitte dauert so lange, dass man dabei bequem einen 200-Seiten-Roman lesen kann.
- Entlang einer einzigen Strasse fährt der Bus über eine Stunde - und die Hausnummern erreichen eine 5-stellige Zahl.
- Dabei fahren die Expressbusse ein Höllentempo und zwischen Haltestellen sind ebenso lange Distanzen wie auf dem Züricher S-Bahn Netz.
 Wir sind dann mit der U-Bahn nach Downtown gefahren, um das einzige echte Hochhausquartier von LA zu besichtigen. Beeindruckend! Die Rückfahrt zum Hostel entsprach dann etwa der Strecke Zürich - Luzern.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Santa Monica beherbergte während der Nazizeit zahlreiche deutsche Künstler und Intellektuelle. Nur wenige konnten es sich leisten, in einer Villa zu wohnen, u.a. Thomas Mann, Arnold Schönberg, Theodor W. Adorno, Leon Feuchtwanger - und auch Bertholt Brecht. Heute legt nur noch die Villa Aurora, in der das Ehepaar Feuchtwanger lebte, Zeugniss davon ab. Es können da Stipendiaten Forschungen betreiben und schreiben, nämlich im Rahmen des "Writers-and-Artists-in-Residence"-Programms. (Morgen fahren wir zwar an der 26th-Street vorbei, an der Brecht wohnte, aber um zur Hausnummer 1036 zu gelangen, wird die Zeit wohl nicht reichen.)
Sonntag, 21. September 2008
Beaches, so weit das Auge reicht
Seit Santa Barbara fahren wir wieder direkt an der Küste, d.h. entlang einer unendlichen Folge von Beaches, die natürlich jetzt am Wochenende Hochbetrieb haben. Das heisst auch volle State Beach Campgrounds, was für uns aber nichts bedeutet, denn auf den Hiker Biker Sites gibts immer Platz.
- In Küstennähe stehen seit Gaviota Bohrinseln noch und noch. Der Reichtum von Paul Getty soll sich von diesen Förderstellen her erklären.
- Zweimal führte die Strasse durch Militärgelände, insbesondere durch die Vandenberg Air Force Base, wo auch Abschussrampen für Interkontinenalraketen (zu Versuchszwecken) stehen und wo Spionagesatelliten in den Weltraum geschossen werden.
- In Extremkontrast dazu das Feeling des ewigen Sommers an den Stränden und v.a. in deren Rückraum. Das führt zu einer besonderen Atmosphäre des Relaxtseins. Während wir vernehmen, dass in der Schweiz die Bise bläst und die Temperaturen Nachts schon unter Null fallen, können wir erstmals ohne Bedenken im Pazifik schwimmen. Auch ohne Surfbrett kann man sich von den Wellentälern auf die -kemme hieven, um danach wieder in die Tiefe zu sausen.
- Santa Barbara hat gestern mehr als das Erwartete geboten. SB gilt als Vorzeigestadt Kaliforniens und als sauberster Ort. Tatsächlich bekommt man den Eindruck, hier würden die Sidewalks, Flanierwege und sogar die Strassen nicht nur gewischt, sondern täglich feucht aufgenommen. Im Vergleich dazu wirken Schweizer Städte und Städtchen geradezu schmutzig bzw. zugemüllt.
 SB wurde 1925 durch ein Erdbeben teilweise zerstört. Das ermöglichte ein Wiederaufbau besonderer Art, nämlich in spanischer Konlonialarchitektur. Es hat darum keine Hochhäuser, sondern nur zweigeschossige Bauten. Palmen, Blumen und verschwenderisch zahlreiche Grünflächen gehören zum Bild.
 Natürlich war auch SB ursprünglich eine Mission. In Tagesdistanz, also etwa alle 30 mi, haben die Spanier der Küste entlang seinerzeit Missionen errichtet und diese mit einer Strasse, dem Camino Real, verbunden. (Von Goleta nach Süden führt die 101 dem altem Camino Real entlang.)
- Ein weiterer Kontrast zum hier Berichteten über das Südkalifornien-Feeling bilden die Zeitungsberichte über die Ereignisse auf dem amerikanischen Finanzplatz während dieser Woche.
Samstag, 20. September 2008
Farmers Market und Windsturm
Der Farmers Market in SLO ist ein richtiges Volksfest, aber so viele Leute hätten wir doch nicht erwartet. Jeden Donnerstag wird die Hauptstrasse auf einer Länge von etwa 5 Blocks gesperrt und ein Stand neben dem anderen aufgebaut. Neben einem grossen Angebot an Früchten und Gemüsen locken vor allem die Essstände. Vor einzelnen Grillständen bilden sich lange Schlangen. Die Spare Rips sind dann auch saftig. Gegessen wird auf dem Rand des Trottoirs. Viele Studenten kommen verkleidet zu einem Thema. Etliche kleine Gruppen feiern hier ein bisschen Fasnacht. Von SLO wird denn auch behauptet, es sei eines der letzten richtigen College Towns.
Seit SLO fahren wir nun wieder längere Etappen, unser Flug geht ja schon am 27.! Aber die 130 km bis zum Gaviota State Beach Campground von gestern waren so nicht geplant. Eigentlich wollten wir in Lompoc, etwa 30 km vorher, campieren, verpassten aber den Campground.
Im Gegensatz zum verpassten Campground hatte es hier eine Dusche, sonst war es hier wenig einladend (kleiner, löchriger Platz). Vom Wind waren wir anfänglich nicht sehr beindruckt. Es war nicht zu kalt und bis jetzt wurde es jeweils ruhig nach Sonnenuntergang. Nicht so hier. Nachdem sich das Kochen schon etwas schwierig gestaltet hatte (wegfliegende Teller, etc.), setzte danach ein eigentlicher Sandsturm ein. Wir befestigen das Zelt jeweils nur mit wenigen Heringen an beiden Enden des Tunnels. Das hat hier nicht gereicht. Plötzlich hob das Zelt ab. Wir rannten hin und hielten es fest. Nun kam der ganze Vorrat an Heringen, 20 Stück, zum Einsatz. Jeder Befestigungspunkt wurde zu einer Verankerung. Weil der Wind aber ständig von einer anderen Richtung kam und in starken Böen über den Platz fegte, befürchteten wir jeden Moment das Bersten des Zeltes. Die ganze Nacht über tobte es. An richtigen Schlaf war nicht zu denken.
Heute morgen, wieder auf der US 101 (die CA 1 endet kurz vor dem Campground), war der Wind aber kein Problem mehr. Die Fahrt bis nach Santa Barbara war angenehm, auch weil wir gestern ja schon weiter als geplant gefahren sind.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Seit SLO fahren wir nun wieder längere Etappen, unser Flug geht ja schon am 27.! Aber die 130 km bis zum Gaviota State Beach Campground von gestern waren so nicht geplant. Eigentlich wollten wir in Lompoc, etwa 30 km vorher, campieren, verpassten aber den Campground.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Heute morgen, wieder auf der US 101 (die CA 1 endet kurz vor dem Campground), war der Wind aber kein Problem mehr. Die Fahrt bis nach Santa Barbara war angenehm, auch weil wir gestern ja schon weiter als geplant gefahren sind.
Donnerstag, 18. September 2008
Ruhetag in SLO - San Louis Obispo
Als wir am Dienstag Vormittag Big Sur hinter uns hatten, weitete sich die Landschaft zu einer gelbbraunen, hügeligen Ebene. Fallen entlang von Big Sur die felsigen Erhebungen steil, manchmal fast senkrecht ins Meer ab, so steigen hier nun die ebenso hohen sanften Kuppen in Entfernung weniger Meilen empor. Die Strasse verläuft darum durch fast ebene Landschaft. Unterstützt vom lange nicht mehr verspürten Rückenwind, sahen wir uns auf einmal wieder auf dem Radstreifen blochen. Am Mittwoch, nach einem vorzüglichen Lunch in "Giovanni's fish market" am Hafen von Morro Bay, ging's zuerst in unangenehm kurzen, aber steilen Aufstiegen und Abfahrten über Nebenstrassen zurück auf die 1. Und nun stimmte plötzlich alles, die Topographie und die Richtung. Wir hatten den Wind direkt im Rücken und glaubten die Strasse ständig leicht abfallend zu sehen. Und in der Tat fuhren wir hier den bisher schnellsten Abschnitt der Tour, beständig zwischen 30 und 55 km/h. Es war wie ein Rausch, aber zum Glück erreichten wir bald San Louis Obispo, das Etappenziel, denn die Beine schmerzten, die Muskeln waren übersäuert. Auch die vermeintlich leichten Gegensteigungen in vollem Tempo zu nehmen war leichtsinnig gewesen. Nun, dafür hatten wir dann Zeit, uns auf der hübschen Veranda vor dem Hostel in den Polstern zu erholen. (Türöffnung war erst um 16:30, zwei Stunden nach unserer Ankunft.)
Die Entscheidung hier in SLO den letzten Ruhetag einzuschalten, war gut. Das kleine familiäre Hostel ist ein echtes Bijoux, mitten in der ruhigen Wohnlage der Stadt und doch in Fussdistanz zum Zentrum. (Das gibt es hier tatsächlich.) Und dann die Vorzugsbehandlung als Biker! Fast einen Drittel Preisermässigung gibt's für uns. Die Besitzin hat an Velofahrern den Narren gefressen; das Paar aus Vancouver hat sie kurzerhand im eigenen Haus untergebracht, weil kein Zweierzimmer mehr frei war.
Als Nachtrag noch die kleine Geschichte eines bizarren on the road-Menschen. Auf dem Kirk Creek Campground fiel uns ein barfüssiger Mann unbestimmbaren Alters auf, der sich hinter den Biker-Campsites im Gebüsch zum Schlafen hinlegte. Er trug Klamotten, die wohl noch nie in einer Waschtrommel drehten, und einen ähnlichen Stofffetzen, mit dem er beim Schlafen den Kopf bedeckte. Der Kopf ein verfilztes unbestimmtes Etwas. Als wir in Grüssten, reagierte er mit einem scheuen Blick auf uns. Das schien für ihn eine seltene Erfahrung zu sein. Deprimierend. Unsere Reaktion war entsprechend. Einerseits fühlten wir Mitleid, andererseits war ein Abwehrreflex da. Wie ernärt sich der Mann? Wie hält er die nächtliche Kälte aus? Würde er sich Nachts aus den Lebensmittelkästen der Camper bedienen?
Die Kanadier hinter deren Zelt er sich niedergelassen hatte, liessen ihn am Abend mitessen. Sie erfuhren wenig, eigentlich nur, dass er, von Mexiko kommend, die Westküste entlang nach Norden laufe. - Er ist aber kein Mexikaner, die Grenze scheint er illegal passiert zu haben. Wie er (über)lebt, ist rätselhaft. Leute im Hostel in San Louis haben ihn gestern auf der Strasse angetroffen. Er hat wirklich kein Gepäck bei sich und wohl auch kaum Geld. Immerhin geht er nicht Barfuss, wie wir zuerst meinten; er trägt Segeltuchturnschuhe.
Die Entscheidung hier in SLO den letzten Ruhetag einzuschalten, war gut. Das kleine familiäre Hostel ist ein echtes Bijoux, mitten in der ruhigen Wohnlage der Stadt und doch in Fussdistanz zum Zentrum. (Das gibt es hier tatsächlich.) Und dann die Vorzugsbehandlung als Biker! Fast einen Drittel Preisermässigung gibt's für uns. Die Besitzin hat an Velofahrern den Narren gefressen; das Paar aus Vancouver hat sie kurzerhand im eigenen Haus untergebracht, weil kein Zweierzimmer mehr frei war.
Als Nachtrag noch die kleine Geschichte eines bizarren on the road-Menschen. Auf dem Kirk Creek Campground fiel uns ein barfüssiger Mann unbestimmbaren Alters auf, der sich hinter den Biker-Campsites im Gebüsch zum Schlafen hinlegte. Er trug Klamotten, die wohl noch nie in einer Waschtrommel drehten, und einen ähnlichen Stofffetzen, mit dem er beim Schlafen den Kopf bedeckte. Der Kopf ein verfilztes unbestimmtes Etwas. Als wir in Grüssten, reagierte er mit einem scheuen Blick auf uns. Das schien für ihn eine seltene Erfahrung zu sein. Deprimierend. Unsere Reaktion war entsprechend. Einerseits fühlten wir Mitleid, andererseits war ein Abwehrreflex da. Wie ernärt sich der Mann? Wie hält er die nächtliche Kälte aus? Würde er sich Nachts aus den Lebensmittelkästen der Camper bedienen?
Die Kanadier hinter deren Zelt er sich niedergelassen hatte, liessen ihn am Abend mitessen. Sie erfuhren wenig, eigentlich nur, dass er, von Mexiko kommend, die Westküste entlang nach Norden laufe. - Er ist aber kein Mexikaner, die Grenze scheint er illegal passiert zu haben. Wie er (über)lebt, ist rätselhaft. Leute im Hostel in San Louis haben ihn gestern auf der Strasse angetroffen. Er hat wirklich kein Gepäck bei sich und wohl auch kaum Geld. Immerhin geht er nicht Barfuss, wie wir zuerst meinten; er trägt Segeltuchturnschuhe.
Mittwoch, 17. September 2008
Hearst Castle
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Hearsts Vater hatte zwischen San Louis Obispo und Monterey riesigen Landbesitz erworben und mit den Söhnen jeweils in der Gegend campiert. Der Sohn dann, der als Jugendlicher mit seiner Mutter Reisen durch Europa gemacht hatte, baute hier seinen speziellen "Campground". Er liess in Europa Schlösser, Abteien und Klöser kaufen, demontieren, Stein für Stein nummerieren, über den Ozean transportieren und hier nach den Plänen seiner Architektin Julia Morgan wieder zusammenbauen. Das ergab Gebäude aus echten europaischen, v.a. italienischen und spanischen Bauteilen und Imitationen, ein Stilgemisch aus griechisch-römischen Elementen und solchen aus der Renaissance.
Zugegeben, die Architektin hat gut gearbeitet. Wer nicht genau hinschaut, erkennt die Stilmischungen kaum. (Übrigens sind die Gebäude der Erdbebengefahr wegen durchwegs Eisenbetonkonstruktionen, und darauf sind Innen und Aussen die origininalen und imitierten Bauteile aufgetragen.)
Umberto Eco hat vor etwa einem Viertel Jahrhundert das Castle besichtigt. Er schreibt u. a. über seine Eindrücke: "Unbändige Sammlerwut, der schlechte Geschmack des Neureichen und Prestigesucht trieben ihn zu einer Nivellierung der Vergangenheit auf das zu lebende Heute, das ihm jedoch als lebenswert nur erschien, wenn es garantiert 'wie früher' war." Dass Hearst keinen Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart machte, findet Eco nicht das eigentlich Anstössige, denn das taten bekanntlich bereits die Rennaissancefürsten. Nein, "die wahllose Raffgier, mit der er sich alles einverleibt hat, was er kriegen konnte", stört Eco am meisten. Er schliesst seine Reflexionen mit dem folgenden Vergleich: "wie wenn man in einem Beichtstuhl bumst, mit einer Nonne im Priesterkleid, auf den Lippe Verse von Baudelaire, während 10 elektrische Orgeln das Wohltempererierte Klavier verstörmen, gespielt von Skrjabin." (In: Über Gott und die Welt, dtv, S. 59)
- Das Schloss ist das "Xanadu" Citizen Kanes. Orson Wells hat seinen Helden nach dem Medienmagnaten gestaltet und ihn hier leben und sterben lassen.
- Hearst empfing auf der "Ranch" ständig Gäste; zu ihnen gehörten Politiker wie Churchill, Filmgrössen wie Errol Flynn und Charlie Chaplin. Sie brachte er in Gästehäusern unter, die an Opulenz der Ausstattung nicht zu überbieten sind. (Dass es in den Räumen keinen Fleck gibt, der nicht mit einer erlesenen europäischen Anitquität besetzt ist, macht die Masslosigkeit deutlich.)
- Wirklich schön sind die beiden Pools, auch wenn sie aus Bauelementen verschiedener Epochen zusammengesetzt sind und die Statuen im Neptun-Pool neuzeitliche Nachbildungen natürlich in Carrara-Marmor sind. Der riesige Indoor Pool ist einem Mausoleum in Ravenna nachgebildet und ganz mit venezianischen Glaskacheln ausgelegt. In einen der (damals beheizten) Pools zu springen muss reines Vergnügen (gewesen) sein. Eco sieht im Indoor Pool eine Mischung "aus Alhambra, Pariser Metro und dem Pissoir eines Kalifen, nur majestätischer".
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Was mich, G., am Ganzen abstösst, ist das Herauslösen der Bauelemente und Antiquitäten aus ihrem kulturellen, geographischen und historischen Kontext. All diese Dinge dokumentierten einst Geschichte und erzählten Geschichten. Hier, auf dem Hügel einer Viehranch, sind sie dessen beraubt. Sie stehen nun als Zeugnis dafür dar, wie eine Dagobert Duck ähnliche Figur sich mit Kulturgütern Bedeutung, Grösse, Prestige verschaffen wollte. Funktionalisierung dieser Art ist eine Form der Pervertierung.
P.S. Und was soll er Sinn eines spätmittelalterlichen spanischen Chorgestühls, im Speisesaal sein? Sollten damit die Essgelage sakral überhöht werden? (Beruhigend immerhin, dass es keines der künstlerisch wertvollen europäischen Chorgestühle ist. Die Kaufkraft scheint da doch an ihre Grenze gestossen zu sein.)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Kolibris und Wale, aber keine Jade
Sorry! Auf der ganzen Länge von Big Sur hatten wir keine Verbindung zum Internet. Darum kommen die Berichte etwas verspätet.
Hier wieder mal ein herzliches Dankeschön an alle, die uns Mails senden oder bloggen. Wir fühlen uns gut. Nach der Lektüre von Mails und Blogkommentaren fühlen wir uns ausgezeichnet. (Sie sind sozususagen der Overdrive on the road.)
Die Montagsetappe war zwar nur knappe 50 km lang, enthielt aber die lange Steigung gleich zu Beginn, die uns auf 400 m ü. M., aber auch mit feinen Ritten in die Tiefe entschädigte. Und endlich, erstmals seit der letzten Etappe vor SF, hatten wir früh Sonne - und fast keinen Verkehr. Das liess uns das Fahren richtig auskosten. Dass wir keinen Verkehr hatten, lag an einem der vielen Slide Areas. Die Strasse muss ständig geflickt werden. Zehn Kilometer nach dem Start stoppte uns eine Flagwoman. Es dauerte fast eine Viertelstunde bis sie uns fahren liess. (Die Zeit hatten wir zu einem Schwatz genutzt. Sie machte uns auch aufmerksam auf den grossen Raubvogel - ein Kondor, wie sie meinte. Wir hielten ihn für einen Adler.)
Nachdem wir passiert hatten, rauschten etwa ein Duzend Fahrzeuge an uns vorbei - und dann hatten wir für 20 km die Strasse fast für uns. (So positiv kann sich eine Baustelle auswirken!)
Der Kirk Creek Campground liegt etwa 50 m über dem Meer, auf einer grünen (!) Terrasse. Aus einer solchen Vorzugslage haben wir den Pazifik noch nie beobachten können. Da wir schon vor 12 hier waren, konnten wir uns dem Lesen, Schreiben und dem Absuchen der Wasseroberfläche widmen. Und tatsächlich: Nach 16 Uhr Fontänen draussen und dann schwarze Buckel im gleissenden Licht: Buckelwale. Endlich kam das Fernglas richtig zum Einsatz. - Big Sur bietet mehr als wir erwartet haben!
Zwei Wochen früher hätten wir die Campgrounds von Big Sur geschlossen vorgefunden. Im August herrschte hier zu grosse Brandgefahr. Tatsächlich gibt's keine längeren Abschnitte, die nicht Brandspuren zeigen. Und vor etwa zwei Monaten zeigte SF in der Tagesschau die Brände hier.
Auf dem Campground sind alle Feuerstellen mit Plasitkbändern abgedeckt. Selbst das Kochen mit unserem Benzin-Vergaser scheint nur halbwegs legal. Aber wir müssen das Wasser abkochen um es trinken zu können - auch eine neue Erfahrung für uns.
Zum Wetter: Regen haben wir wohl bis San Diego nicht zu erwarten, aber wir frieren oft em Tüüfel es Ohr ab. Sobald die Sonne untergegangen ist, wird's kalt. Die Temperatur sinkt rasch auf 10°C. Ist ja auch nicht erstaundlich, denn nach Sonnenuntertang ist nur noch der kalte Wind vom Pazifik temperaturgebend. Am Morgen sitzen wir jeweils mit klammen Fingern beim Frühstück - und geniessen den heissen Kaffee bzw. Tee. Oft verschwinden die Wolken erst gegen Mittag, d.h. dass wir (am Montag war die Ausnahme) am Vormittag beim Fahren warm angezogen sein müssen.
Hier wieder mal ein herzliches Dankeschön an alle, die uns Mails senden oder bloggen. Wir fühlen uns gut. Nach der Lektüre von Mails und Blogkommentaren fühlen wir uns ausgezeichnet. (Sie sind sozususagen der Overdrive on the road.)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Nachdem wir passiert hatten, rauschten etwa ein Duzend Fahrzeuge an uns vorbei - und dann hatten wir für 20 km die Strasse fast für uns. (So positiv kann sich eine Baustelle auswirken!)
Der Kirk Creek Campground liegt etwa 50 m über dem Meer, auf einer grünen (!) Terrasse. Aus einer solchen Vorzugslage haben wir den Pazifik noch nie beobachten können. Da wir schon vor 12 hier waren, konnten wir uns dem Lesen, Schreiben und dem Absuchen der Wasseroberfläche widmen. Und tatsächlich: Nach 16 Uhr Fontänen draussen und dann schwarze Buckel im gleissenden Licht: Buckelwale. Endlich kam das Fernglas richtig zum Einsatz. - Big Sur bietet mehr als wir erwartet haben!
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Auf dem Campground sind alle Feuerstellen mit Plasitkbändern abgedeckt. Selbst das Kochen mit unserem Benzin-Vergaser scheint nur halbwegs legal. Aber wir müssen das Wasser abkochen um es trinken zu können - auch eine neue Erfahrung für uns.
Zum Wetter: Regen haben wir wohl bis San Diego nicht zu erwarten, aber wir frieren oft em Tüüfel es Ohr ab. Sobald die Sonne untergegangen ist, wird's kalt. Die Temperatur sinkt rasch auf 10°C. Ist ja auch nicht erstaundlich, denn nach Sonnenuntertang ist nur noch der kalte Wind vom Pazifik temperaturgebend. Am Morgen sitzen wir jeweils mit klammen Fingern beim Frühstück - und geniessen den heissen Kaffee bzw. Tee. Oft verschwinden die Wolken erst gegen Mittag, d.h. dass wir (am Montag war die Ausnahme) am Vormittag beim Fahren warm angezogen sein müssen.
"I am camping"
Der Peiffer State Park, wo wir vom Sonntag auf Montag campierten, liegt kurz nach Big Sur, das eigentlich kein richtiges Dorf ist. Es gibt ein Restaurant und die Henry Miller Memorial Library*, aber keinen Bürgermeister. Es liegt auch nicht an und über der Küste, sondern in einem grünen, dicht bewaldeten Tal. Weil es neben unserem Zelt wieder Redwoods gab, relativ junge allerdings, fühlten wir uns sofort heimisch. Dazu trugen auch Jen und Mike, das junge Paar aus Vancouver bei, von denen wir schon früh im Blog berichtet haben (weil sie weniger lang in SF waren, haben sie wieder aufgeholt). Seit ein paar Tagen haben sie dieselben Etappenziele wie wir, so dass wir jeweils auf der gleichen Campsite zelten. Sie haben sich auf einer Velotour kennengelernt, sind damals 10 Wochen gemeinsam unterwegs gewesen und machen nun nach der Hochzeit die grosse Tour: von Vancouver bis nach Feuerland. Ein Jahr Zeit nehmen sie sich dafür. Mike ist übrigens ebenfalls eine Art Statistiker wie Manuel, hat eben in Boston doktoriert. Auf ihn wartet nach der Reise eine Lehrtätigkeit an der Universität von British Columbia (während Manuel am 1. Oktober an der ETH zu arbeiten beginnen wird).
Ein weiterer Radfahrer verbrachte zweimal hintereinander die Nacht ebenfalls in unserer Nähe. In Monterey nahmen wir noch nicht besonders Notiz von ihm. Es fiel uns lediglich auf, dass er kaum Gepäck dabei hatte und während des Zeltaufbauens laut redete. Dass er kein Handygespräch führte, wurde am Sonntag Abend klar. Er suchte Feuerholz - was nicht erlaubt ist; Campfires sind überall nur mit gekauftem oder mitgebrachtem Firewood gestattet -, machte eine hochloderndes, schnellabbrennendes Feuer - und redete ständig, ja, er deklamierte in grosser Lautstärke eine Art Schimpfrede. Jedes dritte seiner Wörter war "fuck" oder "fucking". Das ging so endlos, begann aber erst zu nerven, als er seine Rede in der Dunkelheit im Zelt fortsetzte. Um Mitternacht herum dann Lärm von knackendem Holz. Waren da erneut Waschbären am Lebensmittelkasten? Nichts wie raus, denn hier konnten wir während zwei Tagen nur beschränkt (und überteuert) einkaufen, durften uns also auf keinen Fall das Essen stehlen lassen. Aber es waren keine Waschbären. Der Mann war erneut am Feuermachen und heftigem Reden. Mir, G., reichte es. Ich rief im zu, was er da eigentlich tue. Nach einem Moment der Ruhe tönte eine Stimme herüber: "I am camping." Auf die Rückfrage, warum er das so laut tue, folgten unartikulierte Laute und böses Gemurmel. Dann herrschte immerhin eine halbe Stunde Ruhe. Beim Frühstücken war dann wirklich Stille. Die Erschöpfung nach der langen Rede schien ihm nun doch Schlaf geschenkt zu haben. (Am Dienstag begegneten wir ihm übrigens erneut, diesmal unterwegs. 400 m vor uns hörten wir ihn bereits deklamieren, stehend, mitten auf der Strasse. Als wir an ihm vorbeifuhren und ihn grüssten, nickte er nur stumm.)
* Henry Miller hatte hier eine Zeit lang eine Hütte. In seinem Buch "Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch" setzte er der urtümlichen, aber auch mediterranen Küstenlandschaft ein Denkmal.
Ein weiterer Radfahrer verbrachte zweimal hintereinander die Nacht ebenfalls in unserer Nähe. In Monterey nahmen wir noch nicht besonders Notiz von ihm. Es fiel uns lediglich auf, dass er kaum Gepäck dabei hatte und während des Zeltaufbauens laut redete. Dass er kein Handygespräch führte, wurde am Sonntag Abend klar. Er suchte Feuerholz - was nicht erlaubt ist; Campfires sind überall nur mit gekauftem oder mitgebrachtem Firewood gestattet -, machte eine hochloderndes, schnellabbrennendes Feuer - und redete ständig, ja, er deklamierte in grosser Lautstärke eine Art Schimpfrede. Jedes dritte seiner Wörter war "fuck" oder "fucking". Das ging so endlos, begann aber erst zu nerven, als er seine Rede in der Dunkelheit im Zelt fortsetzte. Um Mitternacht herum dann Lärm von knackendem Holz. Waren da erneut Waschbären am Lebensmittelkasten? Nichts wie raus, denn hier konnten wir während zwei Tagen nur beschränkt (und überteuert) einkaufen, durften uns also auf keinen Fall das Essen stehlen lassen. Aber es waren keine Waschbären. Der Mann war erneut am Feuermachen und heftigem Reden. Mir, G., reichte es. Ich rief im zu, was er da eigentlich tue. Nach einem Moment der Ruhe tönte eine Stimme herüber: "I am camping." Auf die Rückfrage, warum er das so laut tue, folgten unartikulierte Laute und böses Gemurmel. Dann herrschte immerhin eine halbe Stunde Ruhe. Beim Frühstücken war dann wirklich Stille. Die Erschöpfung nach der langen Rede schien ihm nun doch Schlaf geschenkt zu haben. (Am Dienstag begegneten wir ihm übrigens erneut, diesmal unterwegs. 400 m vor uns hörten wir ihn bereits deklamieren, stehend, mitten auf der Strasse. Als wir an ihm vorbeifuhren und ihn grüssten, nickte er nur stumm.)
* Henry Miller hatte hier eine Zeit lang eine Hütte. In seinem Buch "Big Sur und die Orangen des Hieronymus Bosch" setzte er der urtümlichen, aber auch mediterranen Küstenlandschaft ein Denkmal.
Die Wucht von Big Sur
Kurz nach Carmel ist die Landschaft wie ausgewechselt: keine Häuser mehr, eine zerklüftete bröckelnde Felslandschaft, steile Klippen, die ins Meer abfallen - und dahin durch führt dieses Kunstwerk von Strasse.
Wir sind hier hineingefahren und sahen uns konfrontiert mit langen Anstiegen, richtigen Kurven und spektakulären Kunstbauten - v.a. aber mit erregenden Blicken hinunter ins klarblaue Meer (seit Monterey ist das Meer unglaublich sauber).
Obwohl es hart zur Sache ging, spürten wir beiden den Adrenalinstoss. Die Müdigkeit war weg, und wir fuhren die Rampen hinauf, als ob's eben aus ginge Nach zwei Schluchten-Brücken-Passagen dann eine Brücke, die wir zu den gewaltigsten auf der Tour zählen werden: die Bigsby Creek Bridge.
(Siehe auch die weiteren Fotos im Album - einfach aufs Bild klicken)
Wir sind hier hineingefahren und sahen uns konfrontiert mit langen Anstiegen, richtigen Kurven und spektakulären Kunstbauten - v.a. aber mit erregenden Blicken hinunter ins klarblaue Meer (seit Monterey ist das Meer unglaublich sauber).
Obwohl es hart zur Sache ging, spürten wir beiden den Adrenalinstoss. Die Müdigkeit war weg, und wir fuhren die Rampen hinauf, als ob's eben aus ginge Nach zwei Schluchten-Brücken-Passagen dann eine Brücke, die wir zu den gewaltigsten auf der Tour zählen werden: die Bigsby Creek Bridge.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
(Siehe auch die weiteren Fotos im Album - einfach aufs Bild klicken)
Nachträge zu Monterey und Carmel
Monterey hat eine hochinteressante politische und kulturelle Geschichte:
Carmel ist heute eigentlich nur ein Waldgebiet an einem der schönsten Strände der Pazifikküste. Da drin stehen die drei-bis-fünf Millionen Villen in einer Zahl wie sonst wohl nur in Beverly Hills. Die Superreichen verzichten weitgehend auf öffentliche Dienste wie Briefzustellung durch die Post. Dabei war Carmel früher, ähnlich wie Monterey, ein Ort für Künstler, besonders für Maler und Dichter. Heute sind die Reichen hier so sehr unter sich, dass man der ganzen Küstenstrasse entlang weder auf ein Hotel noch auf ein Restaurant oder Cafe trifft.
Monterey und der 17 Mile Drive könnte man als eine Erdbeertorte bezeichnen, zu der Carmel die Sahnehaube liefert.
Hier ein Textzitat von John Steinbeck über die Orte: "In meinem heimwehkranken Ärger habe ich der Halbiinsel Monterey Unrecht getan. Sie ist schön, sauber, fortschrittlich und wird gut verwaltet. Der Strand, einst schwärig vor Fischgedärmen und Fliegen, ist wie geleckt. Die Fischkonservenfabriken, die früher ekelhaft stanken, gibt es nicht mehr. An ihrer Stelle stehen Restaurants, Antiquitätenläden und dergleichen. Sie fangen Touristen ein, nicht Sardinen, und diese Gattung ist nicht so leicht auszurotten. Carmel, das von hungrigen Schriftstellern und unerwünschten Malern gegründet worden war, ist jetzt eine Gemeinde der Wohlhabenden und Pensionierten. Wenn die Gründer wiederkämen, könnten sie es sich nicht leisten hier zu leben. Aber so weit käme es gar nicht, man würde sie sofort als verdächtige Elemente aufgreifen und über die Stadtgrenzen abschieben." (Aus: "Meine Reise mit Charley")
Als Kontrast zum eben Beschriebenen, kann man weniger als eine halbe Meile von Carmel in Richtung Süden eine Mission mit einem wunderbaren Kreuzgang anschauen. Die Mission San Carlos Borromeo del Rio Carmelo gehört zur Siedliungsgeschichte Kaliforniens. Der Pater Junipero Serra gründete sie in den 1770er-Jahren um die Indianer zu bekehren. (Es sollen zwar 4000 Indianer konvertiert haben, aber noch viel mehr an den eingeschleppten Krankheiten gestorben sein.)
- M. war 1822 - 1846 Hauptstadt des mexikanischen Kalifornien (um 1850 okkupierten die USA Kalifornien).
- Von hier aus wurde die Westküste erschlossen.
- M. war immer Anziehungspunkt für Kunstschaffende.
 Robert Lewis Stevenson hat hier gelebt, als er seine Heirat einfädelte. Später gab ihm der bizarr-felsige Küstenabschnitt Point Lobos den Anstoss zum Roman "die Schatzinsel". 1969 tart Jimi Hendrix hier auf und tat seine berümte Geste, als er seine Gitarre verbrannte. - Im heutigen geldbeherrschten Monterey wäre der Auftritt eines J. H. undenkbar!
Carmel ist heute eigentlich nur ein Waldgebiet an einem der schönsten Strände der Pazifikküste. Da drin stehen die drei-bis-fünf Millionen Villen in einer Zahl wie sonst wohl nur in Beverly Hills. Die Superreichen verzichten weitgehend auf öffentliche Dienste wie Briefzustellung durch die Post. Dabei war Carmel früher, ähnlich wie Monterey, ein Ort für Künstler, besonders für Maler und Dichter. Heute sind die Reichen hier so sehr unter sich, dass man der ganzen Küstenstrasse entlang weder auf ein Hotel noch auf ein Restaurant oder Cafe trifft.
Monterey und der 17 Mile Drive könnte man als eine Erdbeertorte bezeichnen, zu der Carmel die Sahnehaube liefert.
Hier ein Textzitat von John Steinbeck über die Orte: "In meinem heimwehkranken Ärger habe ich der Halbiinsel Monterey Unrecht getan. Sie ist schön, sauber, fortschrittlich und wird gut verwaltet. Der Strand, einst schwärig vor Fischgedärmen und Fliegen, ist wie geleckt. Die Fischkonservenfabriken, die früher ekelhaft stanken, gibt es nicht mehr. An ihrer Stelle stehen Restaurants, Antiquitätenläden und dergleichen. Sie fangen Touristen ein, nicht Sardinen, und diese Gattung ist nicht so leicht auszurotten. Carmel, das von hungrigen Schriftstellern und unerwünschten Malern gegründet worden war, ist jetzt eine Gemeinde der Wohlhabenden und Pensionierten. Wenn die Gründer wiederkämen, könnten sie es sich nicht leisten hier zu leben. Aber so weit käme es gar nicht, man würde sie sofort als verdächtige Elemente aufgreifen und über die Stadtgrenzen abschieben." (Aus: "Meine Reise mit Charley")
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Sonntag, 14. September 2008
Monterey
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Vor Marina stiessen wir auf die beiden folgenden Abzweigungshinweise:
| From Seattle to San Diego-Tour | 
In Salinas wurde 1902 John Steinbeck, der spätere Literaturnobelpreisträger geboren Heute nutzt man seinen Namen touristisch, früher mochte man ihn seiner kritischen Texte wegen nicht.
Steinbeck hat auch Monterey ins Bewusstsein der lesenden Öffentlichkeit gebracht, im Roman "Von Mäusen und Menschen und Ölsardinen". Das Werk spielt zur Hauptsache auf der Cannery Row.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
bewegt sich auf drei Stockwerken volles Leben in 1.3 Mio. l Meerwasser. Durch eine Pipeline wird ständig planktonreiches Meerwasser aus der Bay gepumpt. (Die Lebensader für die Unterwasserflora und -fauna ist tatsächlich die Bay.)
Im Rhythmus von Brandungsmaschinen ziehen die Fische - vom Tigerhai über Tunas bis zu den Sardinen und Anchovis Schulen - ihre Kreise. In sog. "Touch Pools" dürfen Kinder unter Anleitung von Fachleuten in Berührungskontakt mit Seesternen, Krabben und sogar Rochen kommen. Täglich mehrmals steigen Taucher in den 3-Stockwerke-Tank um die Fische zu füttern. Dabei stehen sie in direktem Funkkontakt mit den Besuchern und vermitteln Informationen. Speziell attraktiv sind auch die zahlreichen Becken mit beinahe farblosen bis tieforangen Quallen.
Die Absichten der Aquarium-Betreiber sind erfreulich; er werden keine Meerestiere als Zirkustiere vorgeführt, viel mehr werden in eine Atmosphäre der Ruhe die ökologischen Zusammenhänge sinnlich erfahrbar gemacht. Wer durchs Aquarium geht, muss zur Überzeugung kommen, dass die Meere weder überfischt noch verschmutzt werden dürfen.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Carmel ist übrigens der Ort, von dem man sagt, dass hier ein Kunstwerk leichter zu erwerben ist, als ein Restaurant zu finden und einen Kaffee zu trinken. In diesem wirklich exklusiven Villenort gibt's praktisch keine öffentliche Infrastruktur. Hier war 1982 Clint Eastwood für zwei Jahre Bürgermeister. Glücklicherweise haben wir aber in einiger Entfernung zum Dorf einen Safeway Supermarkt mit WiFi gefunden, denn sonst können wir hier unseren Bericht wohl nicht posten.
Noch zwei wichtige Informationen zu Monterey
Freitag, 12. September 2008
Familienanschluss und eine Diskussion über Hochdeutsch und Schweizer Mundarten
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Da kam dann bis zum Eindunklen eine ziemlich grosse Wohngemeinschaft zusammen, etwa ein Duzend Leute. Während wir bei der Abendlektüre sassen, räkelte sich einzelne mit ihren Laptops in den Polstern, und in der Küche fand eine lebhafte Diskussion über Hochdeutsch und Schweizerdeutsch statt. Deutsche und Schweizer unterhielten sich über Besonderheiten er deutschen Grammatik und der Qualitäten unserer Mundart. (Wir hatten uns zuvor mit der Luzernerin und dem Tessiner unterhalten und u.a. erfahren, dass sie im Rahmen des 175-Jahre Jubiläum der Uni Zürich hier an der Westküste einen Besuch machen, um die Vorbereitungen der Präsidentenwahlen zu beobachten. - Ins Gespräch über die Sprache schaltete sich G. nicht ein; er wollte dem spontanen Austausch nicht mit fachlichen Kommentaren die Würze nehmen.)
Im Hostel wird wie überhaupt hier strikte auf die Trennung des Abfalls geachtet. Das ist auch auf Campgrounds so; Plastik zum Beispiel wird nicht einfach als "Trash" entsorgt. Neu war hier, dass versucht wird, kein Wasser zu vergeuden. Die Durchflussmengen sind stark reduziert, und die Gäste werden explizit gebeten, mit H2O sparsam umzugehen. (Im Sommer versiegt die Quelle, das Wasser muss also mit Lastwagen herangeführt werden.)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
- Wie schlafen Seelöwen auf offenem Meer?
- Wie schaffen sie es, eine Meile tief zu tauchen, ohne zu ersticken?
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Donnerstag, 11. September 2008
Southern California
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Wir sind gestern zum letzten, zum südkalifornischen Teil der Tour gestartet. Von SF haben wir uns verabschiedet mit der Fahrt entlang der Market Street und der Haight Street, also durch die Hochhaus-Schluchten, dann durch ein Wohnviertel und endlich durch den ganzen Golden Gate Park von Osten nach Westen. Es war nahezu ideales Velowetter: Bedeckt, aber nicht kalt und fast windstill.
Die ersten drei Etappen sind kurz und fordern uns nicht viel ab. Sie führen uns zum Half Moon Bay State Beach Campground, dann - als Übernachtungshighlight - zum Hostel im Lighthouse von Pigeon Point und morgen, Donnerstag, nach Santa Cruz.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Etwas unerwartet drückte in Pacifica erstmals die Sonne durch. Der Ort gilt als Nebelhauptstadt Kaliforniens. Hier beobachten wir etwas zuerst irritierendes: In Strandnähe schien sich eine Herde Seelöwen zu tummeln. Schwarze Tiere, die wenige Meter voneinander entfernt die Köpfe aus dem Wasser streckten. Die erste grössere Welle lieferte die Erklärung: Surfer! In schwarzen Neoprenanzügen steckend, trotzten sie der Kälte und warteten auf den richtigen Moment. Dieses ab jetzt regelmässige Schauspiel erklärt sich auch aus der anderen Küstentopographie. Die Pazifikwellen treffen hier nicht nur auf eine viel flachere, sondern auch auf eine Baslatfelsen freie Küste. Schwimmen ist aber nachwievor nicht zu empfehlen; das Wasser ist zwar nicht besonders kalt, aber die sich am flaschen Strand überschlagenden Wellen würden einen mit ziemlicher Wucht in den Sand schmeissen. (Wer das am Altantik schon erlebt hat, weiss, was das bedeutet.)
Einer Bucht vor Half Moon Bay ist ein Riff vorgelagert. Zwischen diesem und dem Strand lebt darum eine einzigartige Flora und Fauna und zwar abgestimmt auf die Gezeiten, in jeder Tiefe in anderer Art. Da eben Flut war, konnten wir davon fast nichts sehen, mussten uns darum mit den Abbildungen auf Schautafeln begnügen (die Küste ist hier so flach, dass man bei Ebbe weit hinaus hätte gehen können).
Den ersten Campground am Beach erreichten wir schon am Nachmittag. Schon etwas Besonderes, das Zelt in kaum 100 m Entfernung vom Wasser aufzustellen. Das wir uns kurz danach schon in den warmen Sand legten, ist klar. Die Wassergeräusche und die warmen Temperaturen liessen uns dösen und kurz darauf sogar einschlafen. Nach dem Nachtessen setzten wir uns wie alle hier an den Strand, um die Lichtveränderungen bei der untergehenden Sonne zu betrachten. Eigenartig war dabei auch das Wolkenphänomen: Der ganzen Küstenlinie entlang zog sich eine grauschwarze Wolkenschärpe, die einige 100 m vor der Küste begann und vielleicht 1 km landeinwärts aufhörte. - Etwa 200 m über Grund. Bei uns hätte das Regen bedeutet, hier überhaupt nicht. (In Stanford sagte uns Florian B., da habe es seit März nicht mehr geregnet.) Während die Sonne im klaren Licht des offenen Horizonts unterging, befanden wir uns am Ufer unter einem Deckel. Entsprechend war es kurz nach 20 Uhr bereits dunkel.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Kommentare nun ohne Login möglich
Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass man nur mit Login Kommentare posten konnte. Dies war uns nicht bewusst. Wir haben nun Kommentare ohne Login aktiviert. Viel Spass beim Kommentare schreiben :-)
Dienstag, 9. September 2008
"The Rock" - ein Mythos?
"Sie haben anspruch auf Verpflegung, Kleidung, Unterbringung und medizinische Versorgung. Alles andere sind Privilegien." Tönt einigermassen menschenfreundlich; es ist Nr. 5 der Gefängnisregeln und Verordnungen von Alcatraz aus dem Jahre 1934.
(Man beachte bitte die Fotos im Album, die wir zusätzlich zu den im Text eingebetteten
Der schönsten amerikanischen Stadt vorgelagert ist die Insel Alcatraz, bekannt, berüchtigt als das ehemalige Hochsicherheitsgefängnis der USA. Die Insel bietet den fantastischsten Blick auf die Skyline von SF; die Stadt scheint nur einen Steinwurf entfernt. Es sind tatsächlich nur 2 km. Schwer zu glauben, dass es von da kein Entkommen gegeben haben soll.
Die Fakten: Alcatraz war
Die Millionen Besucher jährlich werden vom Mythos Alcatraz angezogen, der genärt wurde von Gefangenen wie Al "Scarface" Capone, George "Machine Gun" Kelly oder dem "Vogelmann" Robert Stroud (der seine berühmten Vogelstudien jedoch in einem früheren Gefängnis machte; hier durfte er keine Vögel halten).
Und die Ausbruchsversuche? Sie sind bis auf einen tatsächlich alle gescheitert, einmal allerdings nach einer 3-tägigen "Schlacht" in der die Marine eingriff und den Gefängnistrakt mit Granaten beschoss.
Ob es einen erfolgreichen Ausbruch gab, ist umstritten. Im Juni 1962 setzten sich Frank Morris und die Brüder John und Clarence Anglin zu Wasser ab. Sie hatten ein Jahr lang mit als Löffeln getarntem Stahlwerkzeug die Rückwand ihrer Zelle aufgebrochen, waren dann über den Versorgungsschacht geklettert, und seither fehlt von ihnen jede Spur. (Damit man ihr Verschwinden die ganze Nacht über nicht bemerkte, hatten sie täuschend nachgeahmte Köpfe auf ihre Kopfkissen gelegt.)
Übers Wasser nach SF sollen sie Regenmäntel als Schwimmkörper benutzt haben. Man geht davon aus, dass sie dabei ertrunken sind, aber es wurde nie eine Leiche gefunden. (Die meisten werden die Verfilmung dieses Ausbruchs mit Clint Eastwood in der Hauptrolle kennen.)
Nach dem Besuch von Alcatraz liessen wir uns zum zweiten Mal in den 52. Stock des Bank of America-Turmes zum Carmelian Room fahren, sahen aber auch heute keinen Sonnenuntergang. Seit zwei Tagen ist der Himmel meist bedeckt, die Temperaturen sind um 15°C gesunken.
Es dauerte doch tatsächlich bis zum letzten Abend bis wir feststellten, dass ganz in der Nähe unseres Hostels es eine Jack Kerouac Strasse gibt (siehe Fotos im Albums anschliessend an das obere).
Entgegen unser führeren Absicht werden wir unsere Reise morgen nach Süden fortsetzen. Hoffentlich ist es ein gutes Omen, dass der Plattfuss im Hinterrad von Gerold's Velo frühzeitig behoben werden konnte. (Anti-Roman-Start-Kontrolle der Räder am Abend vor der Abreise.)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Der schönsten amerikanischen Stadt vorgelagert ist die Insel Alcatraz, bekannt, berüchtigt als das ehemalige Hochsicherheitsgefängnis der USA. Die Insel bietet den fantastischsten Blick auf die Skyline von SF; die Stadt scheint nur einen Steinwurf entfernt. Es sind tatsächlich nur 2 km. Schwer zu glauben, dass es von da kein Entkommen gegeben haben soll.
Die Fakten: Alcatraz war
- Festung, von der Goldrauschzeit bis 1907
- Gefängnis für eigene und konföderierte Soldaten während des Bürgerkriegs und für Kriegsgefangen während des Grossspanisch-Amerikanischen Krieges 1898
- Internierungslager für Indianer während der Indianerkriege in der zweiten Hälfte des 19. Jhs
- ab 1915 Strafkaserne und Gefängnis für Kriegsdienstverweigerer
- 1934 - 1963 Bundesstrafgefängnis und als solches ohne Zweifel eine Hochsicherheitsanstalt (mit weitgehendem Besuchsverbot und ausgeprägter Geheimhaltung)
- ab Nov 1969 während 19 Monaten durch Indianer besetzte Insel (Den Kauf von Manhattan Island - 1626 - nachahmend wollten die "Indianer aller Stämme" die Insel für Perlen und Stoffe im Wert von 24$ von der Bundesregierung zurückkaufen. Presse und Öffentliche Meinung reagierten positiv, die Gerichte lehnten die Forderung ab.)
Die Millionen Besucher jährlich werden vom Mythos Alcatraz angezogen, der genärt wurde von Gefangenen wie Al "Scarface" Capone, George "Machine Gun" Kelly oder dem "Vogelmann" Robert Stroud (der seine berühmten Vogelstudien jedoch in einem früheren Gefängnis machte; hier durfte er keine Vögel halten).
Und die Ausbruchsversuche? Sie sind bis auf einen tatsächlich alle gescheitert, einmal allerdings nach einer 3-tägigen "Schlacht" in der die Marine eingriff und den Gefängnistrakt mit Granaten beschoss.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Es dauerte doch tatsächlich bis zum letzten Abend bis wir feststellten, dass ganz in der Nähe unseres Hostels es eine Jack Kerouac Strasse gibt (siehe Fotos im Albums anschliessend an das obere).
Entgegen unser führeren Absicht werden wir unsere Reise morgen nach Süden fortsetzen. Hoffentlich ist es ein gutes Omen, dass der Plattfuss im Hinterrad von Gerold's Velo frühzeitig behoben werden konnte. (Anti-Roman-Start-Kontrolle der Räder am Abend vor der Abreise.)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Montag, 8. September 2008
Zur Geschichte der Cable Cars
Da San Francisco trotz seiner hügeligen Topographie das übliche Raster aus rechtwinkligen geraden Strassen erhalten hatte, bekam es ein Transportproblem. Die zum Teil über 20% Steigungen waren auch mit vielspännigen Pferdebahnen eigentlich nicht zu bewältigen. Es führte oft zu Unfällen mit Menschen und Pferden. So beobachtete an einem Wintertag 1869 ein junger Ingenieur einen solchen Unfall. Fünf Pferde versuchten einen Pferdebahnwagen die Stockton Street hinaufzuziehen. Als eines von ihnen zu Fall kam begann die Bahn zurück zu rollen, den ganzen Abhang hinunter und zog alle Pferde und mehrere Fahrgäste in den Tod. Der Ingenieur suchte nach einer Lösung, und als Sohn eines Drahtseilfabrikanten kam er auf die Lösung, die San Francisco ein weltweit einzigartiges System für Personentransporte bescherte.
1873 fuhr der erste Cable Car die Clay Street hinauf. Hallidie hatte ein Stahlkabel entwickelt, das mit den notwendigen Umlenkrollen versehen, die Wagen die Hügel hinauf und hinunter ziehen konnte. Bis 1894 gab es sieben Linien mit einem Streckennetz von 170 km. (Die Grundstückspreise entlang der Cable Car-Linien schnellten in die Höhe.)
Ende der 194oer-Jahre schien das Ende der Cable Cars gekommen. Man begann Dieselbusse einzusetzen. Zu dieser Zeit kam es auf den abgewetzten Schienen der Cable Cars regelmässig zu Entgleisungen. Vor dem endgültigen Aus bewahrte sie eine Lobby aus Bürger und Bürgerinnen. Es gelang ihr die Weichen für den Erhalt zu stellen. Aber erst ab 1982 begann die Renovation. Rund 60 Mio. $ wurde in die Totalerneuerung investiert, so dass die Cable Cars seit 1984 wieder rollen, technisch jetzt perfekt, aber mit zum Teil über 100-jährigen Originalwaggons so schön, wie anno dazumal.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
1873 fuhr der erste Cable Car die Clay Street hinauf. Hallidie hatte ein Stahlkabel entwickelt, das mit den notwendigen Umlenkrollen versehen, die Wagen die Hügel hinauf und hinunter ziehen konnte. Bis 1894 gab es sieben Linien mit einem Streckennetz von 170 km. (Die Grundstückspreise entlang der Cable Car-Linien schnellten in die Höhe.)
Ende der 194oer-Jahre schien das Ende der Cable Cars gekommen. Man begann Dieselbusse einzusetzen. Zu dieser Zeit kam es auf den abgewetzten Schienen der Cable Cars regelmässig zu Entgleisungen. Vor dem endgültigen Aus bewahrte sie eine Lobby aus Bürger und Bürgerinnen. Es gelang ihr die Weichen für den Erhalt zu stellen. Aber erst ab 1982 begann die Renovation. Rund 60 Mio. $ wurde in die Totalerneuerung investiert, so dass die Cable Cars seit 1984 wieder rollen, technisch jetzt perfekt, aber mit zum Teil über 100-jährigen Originalwaggons so schön, wie anno dazumal.
Von San Francisco auf die Lenzburg
Auch SF ist wenig älter als 150 Jahre. Ein Nest von wenigen hundert Einwohnern explodierte ab 1849 mit dem Beginn des Goldrausches zur Stadt, der rasch der Platz ausging. Land bzw. Baugrund gewannen sie auf ebenso unkonventionelle wie trügerische Weise: ungebrauchte Schiffe wurden mit Schutt gefüllt und versenkt. Das die darauf gebauten Häuser dann beim Erdbeben 1906 in sich zusammenkrachten, versteht sich von selbst.
In der Goldrausch-Zeit trafen hier auch zwei unkonventionelle Leute aufeinander: Emilie Kammerer aus Zürich und Friedrich Wilhelm Wedekind aus Deutschland. Sie war nach dem Tod ihres Vaters, des Erfinders des Zündholzes, auf abenteuerliche Weise über den Atlantik und die Westküste Südamerikas nach SF gekommen und hatte ihre ausgebildete Stimme als ihr Kapital eingesetzt. Sie heiratete einen Wirt und trat in dessen Kneipe als Sängerin auf. Ihr begegnete der Arzt F. W. Wedekind, der nach der 48er-Revolution nach Amerika ausgewandert war. Er befreite die jüngere Emilie aus ihrer unglücklicheren Tingeltangelmädchen und als Ehefrau eines ungeliebten Mannes - und heiratete sie. Nach der Geburt der ersten Kinder kehrte die Familie zurück nach Deutschland und übersiedelte schliesslich auf das Schloss Lenzburg. (Der Kanton Aargau hatte es in einer deutschen Zeitung zum Verkauf ausgeschrieben.) Einer ihrer Söhne, Frank(lin), wurde dann zu einem der bedeutesten deutschen Dramatiker. Er schrieb u.a. die Kindertragödie "Frühlings Erwachen" und die "Lulu"-Tragödie. (Das Schloss war übrigens für das Ehepaar gut gewählt, denn im weitläufigen Gebäude konnten sie sich aus dem Wege gehen und mussten sich nur zu den Mahlzeiten treffen. Die beiden gänzlich verschiedenen Charaktere lebten in beständigem Streit miteinander.)
In der Goldrausch-Zeit trafen hier auch zwei unkonventionelle Leute aufeinander: Emilie Kammerer aus Zürich und Friedrich Wilhelm Wedekind aus Deutschland. Sie war nach dem Tod ihres Vaters, des Erfinders des Zündholzes, auf abenteuerliche Weise über den Atlantik und die Westküste Südamerikas nach SF gekommen und hatte ihre ausgebildete Stimme als ihr Kapital eingesetzt. Sie heiratete einen Wirt und trat in dessen Kneipe als Sängerin auf. Ihr begegnete der Arzt F. W. Wedekind, der nach der 48er-Revolution nach Amerika ausgewandert war. Er befreite die jüngere Emilie aus ihrer unglücklicheren Tingeltangelmädchen und als Ehefrau eines ungeliebten Mannes - und heiratete sie. Nach der Geburt der ersten Kinder kehrte die Familie zurück nach Deutschland und übersiedelte schliesslich auf das Schloss Lenzburg. (Der Kanton Aargau hatte es in einer deutschen Zeitung zum Verkauf ausgeschrieben.) Einer ihrer Söhne, Frank(lin), wurde dann zu einem der bedeutesten deutschen Dramatiker. Er schrieb u.a. die Kindertragödie "Frühlings Erwachen" und die "Lulu"-Tragödie. (Das Schloss war übrigens für das Ehepaar gut gewählt, denn im weitläufigen Gebäude konnten sie sich aus dem Wege gehen und mussten sich nur zu den Mahlzeiten treffen. Die beiden gänzlich verschiedenen Charaktere lebten in beständigem Streit miteinander.)
Stanford University und SLAC
Gestern trafen wir uns mit Florian B., der für ein Jahr am Stanford Linear Accelerator Center, SLAC, arbeitet. Er gab uns eine Tour des stillgelegten Beschleunigers und der Stanford University. Die Experimente am SLAC sind an sich abgeschlossen; die Arbeit der Teilchenphysiker ist aber noch längere Zeit das Auswerten der Daten. Drei Physik- und ein Chemie-Nobelpreis sind direkt mit Arbeiten am SLAC verbunden.
Eintritt aufs Areal erhielten wir erst nach dem Ausfüllen einiger Formulare. Mit einem Badge mit Strahlungsmesser versehen begannen wir die Tour.
Der lineare Beschleuniger ist mit seinen 3 km beeindruckend lang, aber von aussen ziemlich unscheinbar.
 Die Elektronen und Positronen werden im Untergrund unter dem Blechkasten hindurch geschossen. Alles ist abgeschirmt mit dicken Betonklötzen. Einige davon, inzwischen nicht mehr gebraucht, stehen nun auf dem Gelände neben dem Beschleuniger,wo sie gelagert werden, bis sie nicht mehr radioaktiv strahlen.
Der main control room, mit Elektronik und Computern aus den 60er-Jahren ist dann schon wesentlich spannender zum Begehen:
Man wähnt sich in einem alten Science-Ficton-Film. Hier hat es etliche Schlösser und dazugehörige Schlüssel, die für die komplexen Zutrittsprotokolle benötigt werden. Schliesslich soll sich niemand in einem gefährlichen Bereich aufhalten, wenn der Beschleuniger gestartet wird. (Die Strahlung ist schliesslich um einiges höher als bei einer Mirkowelle.)
Besonderes Glück hatten wir, dass der Detektor des letzten Experiments, BaBar, gerade demontiert wird und also auch besichtigt werden konnte. Nun soll er zerlegt und nach Italien verschifft werden, wo die Bauteile für ein weiterführendes Experiment wiederverwendet werden sollen. Es ist jedoch fraglich, ob der Detektor jemals wieder in Betrieb gehen wird, denn die Gelder für den neuen Beschleuniger sind keineswegs sichergestellt. (Auch wenn man die Nähe zum CERN in Betracht zieht.)
Das BaBar-Experiment in Kürze: Beim Urknall gab es eine Ungleichheit von Materie und Anti-Materie. Der Überschuss an Materie ermöglichte überhaupt erst dessen Existenz im Universum (sonst hätte sich einfach alles wieder aufgelöst). Im Detektor soll nun diese Ungleichheit gemessen bzw. Indizien für die Theorie gesammelt werden.
Später haben wir den Campus der Universität besucht. Alles ziemlich beeindruckend! In dieser Parklandschaft zu studieren muss wirklich ein Vergnügen sein.
Ein paar Daten zu Stanford University:
Ein Ziel der Wissenschaft müsste auch sein, sich so über alle Fakultäten hinweg und weltweit zu vernetzen, wie die Sensoren des BaBar.
Eintritt aufs Areal erhielten wir erst nach dem Ausfüllen einiger Formulare. Mit einem Badge mit Strahlungsmesser versehen begannen wir die Tour.
Der lineare Beschleuniger ist mit seinen 3 km beeindruckend lang, aber von aussen ziemlich unscheinbar.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Der main control room, mit Elektronik und Computern aus den 60er-Jahren ist dann schon wesentlich spannender zum Begehen:
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Besonderes Glück hatten wir, dass der Detektor des letzten Experiments, BaBar, gerade demontiert wird und also auch besichtigt werden konnte. Nun soll er zerlegt und nach Italien verschifft werden, wo die Bauteile für ein weiterführendes Experiment wiederverwendet werden sollen. Es ist jedoch fraglich, ob der Detektor jemals wieder in Betrieb gehen wird, denn die Gelder für den neuen Beschleuniger sind keineswegs sichergestellt. (Auch wenn man die Nähe zum CERN in Betracht zieht.)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Später haben wir den Campus der Universität besucht. Alles ziemlich beeindruckend! In dieser Parklandschaft zu studieren muss wirklich ein Vergnügen sein.
Ein paar Daten zu Stanford University:
- gegründet 1891
- eine der Eliteuniversitäten der USA (ganz in der Nähe befindet sich die ebenso bedeutende Universität Berkeley; beide haben eine Legion von Nobelpreisträgern hervorgebracht)
- Wer hier studieren will, muss überdurchschnittlich leistungsfähig und begabt sein und ausserdem über ein gut gefülltes Portemonnaie verfügen, die Studiengebühren allein betragen nämlich 30'000$ pro Jahr.
- knapp 15'000 Studenten
- Ein grosszügiger, parkähnlicher Campus mit beeindruckender Kirche, Bibliotheken und Lehrgebäuden strahlen eine weihevolle Würde aus (Distanz zur Hektik der Aussenwelt).
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Sonntag, 7. September 2008
Golden Gate Park
Auf dem Weg zum Golden Gate Park durchqueren wir wiederum Chinatown, jetzt vollgestopft mit Leuten. Volksfest, Einkaufsrummel und Werbung für alle möglichen Organisationen bzw. Weltanschauungen.
Im Golden Gate Park sind wir dem Strom der Leute gefolgt und fanden uns bald im Power to the Peaceful Festival wieder:
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Im Golden Gate Park sind wir dem Strom der Leute gefolgt und fanden uns bald im Power to the Peaceful Festival wieder:
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Samstag, 6. September 2008
SF - Erste Eindrücke
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Über eine Brücke wie die Golden Gate in SF einzufahren muss einer Stadt gleich Sympathiepunkte eintragen. Die hat sie auch verdient für die breiten Flanier-, Jogging- und Velowege entlang der nördlichen Bay bis zum Fisherman's Warf, dem Konsum- bzw. Vergnügungs-Mekka der Stadt. - Auf diesem Weg sind wir gestern früh gemütlich zu unserer Unterkunft im Green Tortoise Hostel gelangt. Wir haben hier am Rande von Chinatown vor Reisebeginn ein Zweibett-Zimmer buchen können - und schätzen natürlich das bisschen Privatheit. (Übrigens genossen wir bisher am meisten Privatheit und Ruhe auf den Campgrounds; wir möchten sie nicht missen.) Etwa in Unterschied zu den beiden Schweizern von vorgestern, die mit viel Aufwand ab heute Abend je ein Bett in einem 24-Betten-Zimmer (!) ergattern konnten.
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Ja, bis jetzt gefällts uns hier. Ein paar Tage nicht auf dem Rad sitzen, dafür mit Bus oder Cable-Car über eine der 40 Erhebungen gefahren zu werden (es geht wirklich steil rauf und runter!), das ist Erholung wie wir sie brauchen.
Vom sprichwörtlichen wattigen Weiss, bzw. Vormittagsnebel bisher nichts; stattdessen Hitze, die dazu zwingt, immer wieder die Strasse zu überqueren um auf die Schattenseite zu gelangen. Aber zum Glück wenig Hektik (ausser in Chinatown), viel saubere Luft und eine Stadtarchitektur, die von der Kleinstadt-Häuserzeile über die barocken Fassaden und Giebel im Chinesen Viertel bis zu den Glasfassaden der mordernen Hochhäuser alles umfasst. Das meiste - eben auch die Skyline - hier hat menschliches Mass. Nur wenige Skyscrapers sind höher als die Redwoods im Norden.
Wir haben einiges vor bis nächsten Mittwoch und werden den Vorschlag von Andreas natürlich realisieren. (Übrigens, Andreas, klar habe ich das Anasazi-Shirt auch noch - Ehrensache!)
Wir wollen auch ein wenig von der Esskultur SF's schnuppern. So wie das Jack Kerouac "On the Road" beschreibt, werden wir es wohl nicht geniessen. Eine kleine Kostprobe. "Durchs Fenster roch ich die Essensdünste von ganz San Franciscos. Da draussen gab es Fischrestaurants, wo die Semmeln warm auf dem Ofen kamen und sogar die Körbchen lecker genug waren, um sie aufzuknabbern; Ja, wo die Speisekarten selbst von einer zarten Bekömmlichkeit und Nahrhaftigkeit waren, als wären sie in scharfe Brühe getunkt und knusprig gebraten und gut genug, um auch sie zu verspeisen. Zeigt mir die panierte Goldmakrele auf einer Fischkarte und ich esse sie auf. Lasst mich nur den Duft zerlassener Butter auf Hummerscheren riechen." (Dieses Kultbuch gehört natürlich in unserer Reisebibliothek.)
| From Seattle to San Diego-Tour | 
Abonnieren
Kommentare (Atom)
