Montag, 8. September 2008

Stanford University und SLAC

Gestern trafen wir uns mit Florian B., der für ein Jahr am Stanford Linear Accelerator Center, SLAC, arbeitet. Er gab uns eine Tour des stillgelegten Beschleunigers und der Stanford University. Die Experimente am SLAC sind an sich abgeschlossen; die Arbeit der Teilchenphysiker ist aber noch längere Zeit das Auswerten der Daten. Drei Physik- und ein Chemie-Nobelpreis sind direkt mit Arbeiten am SLAC verbunden.
Eintritt aufs Areal erhielten wir erst nach dem Ausfüllen einiger Formulare. Mit einem Badge mit Strahlungsmesser versehen begannen wir die Tour.
Der lineare Beschleuniger ist mit seinen 3 km beeindruckend lang, aber von aussen ziemlich unscheinbar.
From Seattle to San Diego-Tour
Die Elektronen und Positronen werden im Untergrund unter dem Blechkasten hindurch geschossen. Alles ist abgeschirmt mit dicken Betonklötzen. Einige davon, inzwischen nicht mehr gebraucht, stehen nun auf dem Gelände neben dem Beschleuniger,wo sie gelagert werden, bis sie nicht mehr radioaktiv strahlen.
Der main control room, mit Elektronik und Computern aus den 60er-Jahren ist dann schon wesentlich spannender zum Begehen:
From Seattle to San Diego-Tour
Man wähnt sich in einem alten Science-Ficton-Film. Hier hat es etliche Schlösser und dazugehörige Schlüssel, die für die komplexen Zutrittsprotokolle benötigt werden. Schliesslich soll sich niemand in einem gefährlichen Bereich aufhalten, wenn der Beschleuniger gestartet wird. (Die Strahlung ist schliesslich um einiges höher als bei einer Mirkowelle.)
Besonderes Glück hatten wir, dass der Detektor des letzten Experiments, BaBar, gerade demontiert wird und also auch besichtigt werden konnte. Nun soll er zerlegt und nach Italien verschifft werden, wo die Bauteile für ein weiterführendes Experiment wiederverwendet werden sollen. Es ist jedoch fraglich, ob der Detektor jemals wieder in Betrieb gehen wird, denn die Gelder für den neuen Beschleuniger sind keineswegs sichergestellt. (Auch wenn man die Nähe zum CERN in Betracht zieht.)
From Seattle to San Diego-Tour
Das BaBar-Experiment in Kürze: Beim Urknall gab es eine Ungleichheit von Materie und Anti-Materie. Der Überschuss an Materie ermöglichte überhaupt erst dessen Existenz im Universum (sonst hätte sich einfach alles wieder aufgelöst). Im Detektor soll nun diese Ungleichheit gemessen bzw. Indizien für die Theorie gesammelt werden.

From Seattle to San Diego-Tour

Später haben wir den Campus der Universität besucht. Alles ziemlich beeindruckend! In dieser Parklandschaft zu studieren muss wirklich ein Vergnügen sein.
Ein paar Daten zu Stanford University:
  • gegründet 1891
  • eine der Eliteuniversitäten der USA (ganz in der Nähe befindet sich die ebenso bedeutende Universität Berkeley; beide haben eine Legion von Nobelpreisträgern hervorgebracht)
  • Wer hier studieren will, muss überdurchschnittlich leistungsfähig und begabt sein und ausserdem über ein gut gefülltes Portemonnaie verfügen, die Studiengebühren allein betragen nämlich 30'000$ pro Jahr.
  • knapp 15'000 Studenten
  • Ein grosszügiger, parkähnlicher Campus mit beeindruckender Kirche, Bibliotheken und Lehrgebäuden strahlen eine weihevolle Würde aus (Distanz zur Hektik der Aussenwelt).

From Seattle to San Diego-Tour
Ein Ziel der Wissenschaft müsste auch sein, sich so über alle Fakultäten hinweg und weltweit zu vernetzen, wie die Sensoren des BaBar.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Was fuer eine Ueberraschung! Am SLAC habe ich 1981/82 verbracht! Der Beschleuniger war unsere Jogging Tour. Er geht direkt in den San Andreas Fault. Erstaunlich, dass die Erdbeben die Roehre nie in zwei saegten.

Manuel hat gesagt…

Noch eine kleine Korrektur. Die beschriebene Ungleichheit von Materie und Anti-Materie soll nicht beim Urknall, sondern später in der Ursuppe irgendwie entstanden sein. Dieser Prozess wird häufig Baryogenese genannt...