Bei den Amerikanern geht alles in die Breite, die Häuser, die Dörfer, die Städte, aber auch... (ausser das Trasse des Küstenhighways) Das zeigte sich heute Vormittag auf der kurzen Strecke zwischen Malibu und Santa Monica. Hier gibt's noch Baugrund, der zum Verkauf steht oder auf dem Villen gebaut werden. Einzelne erreichen eine Breite von 50 m und mehr. "For Sale" haben wir hier nicht gesehen. Dafür die Überlegung angestellt, wie viel nur schon für einen Bauplatz zu bezahlen wäre. unsereiner müsste wohl während der Lebensarbeitszeit den ganzen Lohn aufsparen und kriegte dann vielleicht den Bauplatz. Man müsste halt in Hollywood Karriere machen oder sich Metiers widmen wie Armani oder Versace, und dann käme man hier auch zum Handkuss.
Wir kurz nach 10 Uhr schon in Santa Monica eingetroffen, konnten im Hostel zwar noch nicht einchecken, aber immerhin duschen und uns umziehen. Wir wollten den freien Nachmittag für einen Besuch im 
Getty Center nutzen. Über Paul Gettys Reichtum haben wir ja gestern schon berichtet. Er hat schon zu seinen Lebzeiten veranlasst, dass die Zinsen aus seinem 4-Milliarden-Vermögen für die Kunst auszugeben sind. Dass war jährlich so viel Geld, dass es auch nicht durch Ankäufe teuerster Kunstwerke auszugeben war. Also beschloss man, auf einem Hügel über Santa Monica ein Grossmuseum zu bauen. Es wurde 1997 eingeweiht und gilt heute als etwas vom Besten, was die Kulturgeschichte der westlichen Welt zu bieten hat (inkl. Restaurations- und Forschungszentren).
Da wollten wir also hin, kamen nach 45 min Busfahrt auch an - aber was bekamen wir gesagt: Montag geschlossen!!!
Also kam die zweite Wahl zum Zug: Hollywood (Sunset Blvd, Hollywood Blvd, Walk of Fame). Eine Augenweide bezüglich Farben, schrillen Selbstdarstellern, ... aber echt entspannend.
Aber dieses In-die-Breite-Bauen! Extrem Distanzen überallhin. Zur Veranschaulichung:
- Die Fahrt vom Rand des riesen Dings LA in die Stadtmitte dauert so lange, dass man dabei bequem einen 200-Seiten-Roman lesen kann.
- Entlang einer einzigen Strasse fährt der Bus über eine Stunde - und die Hausnummern erreichen eine 5-stellige Zahl.
- Dabei fahren die Expressbusse ein Höllentempo und zwischen Haltestellen sind ebenso lange Distanzen wie auf dem Züricher S-Bahn Netz.
 Wir sind dann mit der U-Bahn nach Downtown gefahren, um das einzige echte Hochhausquartier von LA zu besichtigen. Beeindruckend! Die Rückfahrt zum Hostel entsprach dann etwa der Strecke Zürich - Luzern.
Santa Monica beherbergte während der Nazizeit zahlreiche deutsche Künstler und Intellektuelle. Nur wenige konnten es sich leisten, in einer Villa zu wohnen, u.a. Thomas Mann, Arnold Schönberg, Theodor W. Adorno, Leon Feuchtwanger - und auch Bertholt Brecht. Heute legt nur noch die Villa Aurora, in der das Ehepaar Feuchtwanger lebte, Zeugniss davon ab. Es können da Stipendiaten Forschungen betreiben und schreiben, nämlich im Rahmen des "Writers-and-Artists-in-Residence"-Programms. (Morgen fahren wir zwar an der 26th-Street vorbei, an der Brecht wohnte, aber um zur Hausnummer 1036 zu gelangen, wird die Zeit wohl nicht reichen.)
 
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