Dienstag, 2. September 2008

CA 1

(Dieser Artikel kommt etwas zu spät. Kein Internet in Fort Bragg)

Seit wir gestern die Avenue of the Giants hinter uns gelassen haben, begegnen uns nur noch Einzelexemplare von Rothölzern. Der Wald ist nach wie vor dominant, hat aber jetzt einen anderen Charakter.
Was wir über die Sequoias geschrieben haben, mag für einige übertrieben geklungen haben. Tatsächlich haben wir aber weder mit den Bildern noch mit den Texten das Überwältigende der Sinneseindrücke wiederzugeben vermocht.
Zum Verständis der ökologischen, aber auch der ökonomischen Zusammenhänge beigetragen haben auch die Visitorcenters, vor allem das letzte in Burlington. Die Ausstellungen da warten jeweils mit informativen Exponaten auf, enthalten eine Fülle von dikaktisch bestens präsentierten Infowänden, bieten eine grosse Auswahl an Büchern und zeigen in den Film- und Videovorführräumen beste, auch historische Dokumentationen. Wir wissen jedenfalls jetzt einiges, auch über die Besiedlung seit den 1870er-Jahren. Ein Lob verdienen auch die RangerInnen, die nicht nur bereitwillig Auskunft geben, sondern auch bestens Bescheid wissen.
Ehre bizarr ist dann eher die Kommerzialisierung, die vor allem in den sogenannten Giftshops ihre Blüten treibt. Bei der ersten Begegnung mit der Motorsäge-Kunst, deren typische Resultate Schwarzbären in Lebensgrössen und überdimensionierte Indianerköpfe sind, ist man noch beeindruckt. Wenn dann das immer Gleiche in exakt derselben Ausführung vor den x-ten Laden steht, schüttelt man eher der Kopf. Vervielfältigungen noch und noch. Auch in den Shops drin ist das Angebotene Massenware, Schattullen, Tiere, Figuren aller Art, alles aus dem roten Holz. - Immer gewissermassen zu Tode poliert. - Ein handliches Stück Redwood, unbehandelt, nur gefräst, gibt es nirgends zu kaufen. Als Abfallprodukte in der Fabrik in Scotia hätte man es vielleicht mitnehmen können, aber eben, sie ist nicht mehr offen für Besichtigungen.
Das auch bei uns bekannte Bild vom Drive Thru Tree, durch den Autos fahren können, ist das vielleicht offenkundigste Beispiel für die Vermarktung: der unten ausgefräste Baum steht auf einem Rundkurs von gerade mal 50 m (!) Länge, also nicht etwa auf einer Waldstrasse [Anm. des Typisten; als ob das nicht schon immer klar gewesen wäre], pro Durchfahrt werden 2$ verlangt. Es ist bloss ein lächerliches Spektakel.
From Seattle to Sa...

Die Fahrt am Eelriver entlang.
Wir sind gut zwei Tag dem Eelriver entlang gefahren. (Er hat bei der Flutkatastrophe 1964 die grössten Verheerungen angerichtet.) Geboten bekamen wir eine abwechslungsreiche Landschaft: die Schlangenlinie des Flusslaufs, die Hügel mit den goldgelben Grasflächen (die dürren Gräser gleissen im Licht der Sonne), die dunklen Mischwälder.
Die US 101 ist hier oft zum richtungsgetrennten vierspurigen Freeway ausgebaut. Auf manchen Streckenabschnitten wird sie jedoch zur engen Passstrasse. (Ähnlich etwa wie die Brünigstrecke.) Dass wir hier am Wochenende durchgefahren sind, war ideal, denn da sind keine Trucks unterwegs. Es war schon beim starken Privatverkehr am Wochenende des Labordays für uns oft heikel. Die Amerikaner fahren zwar grundsätzlich Rücksichtsvoll, aber sie steuern sehr breite Wagen - und sie sind sich Biker nicht gewohnt. So kam es schon mal zum engen Überholen.
Die Bauarbeiten sind im Gang, diese engen Passagen zu beseitigen. "Your tax dollars at work" steht auf Hinweistafeln, aber auch "keep you eyes on the road", nämlich da, wo man seine Blicke auf zum Beispiel spektakuläre Pfeiler des neuen Viadukts wirft.
From Seattle to Sa...

In Leggett verliessen wir die US 101 und fuhren auf der CA 1 weiter. Sie führt wieder zurück an die kalifornische Küste und verspricht wieder verkehrsarm zu sein (der Hauptverkehr rollt auf der 101). Allerdings verlangt sie uns physisch viel ab. Waren schon die letzten 50 km der 101 gespickt mit ruppigen Steigungen, sind diese ab jetzt die Regel.
Mit dem Legget Hill haben wir inzwischen die höchste Erhebung der Reise passiert. Der relativ sanfte 6 km lange Anstieg führte und auf 700 m Höhe. (Wir werden übrigens erst kurz vor LA wieder auf die US 101 stossen.)

Zum Wetter / Temperaturen:
An sich könnte das Wetter nicht besser sein; am Nachmittag steigt das Quecksilber auf etwa 30°C an. Am Abend wirds aber regelmässig empfindlich kühl, ja kalt. Der starke Wind lässt einen zusätzlich frösteln. Von der Thermounterwäsche, zum Pullover bis zur Windstopper Jacke ziehen wir alles verfügbare über - und haben noch immer etwas kalt.

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