Freitag, 26. September 2008

San Diego: früher und heute

Der portugiesische, aber für Spanien tätige Seefahrer Cabrillo ankerte 1542 hier im natürlichen Hafen. Den Namen bekam die Region 60 Jahre später nach dem Missionar Diego de Alcala. (Dieser war nicht hier tätig, aber eben heiliggesprochen worden.)
Die immer wieder mit "San" beginnenden Ortsnamen zeugen bis nach San Francisco hinauf für die Rolle, welche die katholische Kirche bei der Inbesitzname der Küste spielte (übrigens meist im Verbund mit dem Militär). Die Juma-Indianer hier liessen sich aber kaum missionieren und blieben bis ins 19. Jh. die einzige Bevölkerung. Das änderte sich mit der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien. Wenige Ranchero-Familien teilten sich das Land auf. Dieses wurde dann 1867 zu einem frühen beispielgebenden Spekulationsobjekt für Alonzo Horton, einen Geschäftsmann aus SF. Er kaufte den Siedlern das Land für gerade mal 265$ ab, unterteilte es in kleinste Parzellen, legte also eine Art virtuellen Stadtplan darüber, und verkaufte innert eines Monats jedes Grundstück für 600, dann für 1000$ an künftige Geschäftsleute aus SF. Zwei Jahre später hatten sich bereits 3000 Leute angesiedelt.
Entscheidend zum Wachstum San Diegos trugen aber der erste Weltkrieg und die Kriege danach bei. Die Schwellenlage der Stadt - zwischen Norden und Süden, Festland und Pazifik, v.a. aber die Bucht, die mit ihrer enormen Dimension das passendste Versteck für die Schiffe der Navy wurde. Wurde früher die gesamte Pazifikflotte hier stationiert, liegen heute immer noch ein Viertel ihrer Schiffe (inkl. Atom-U-Boote) vor Anker. Darum haben sich hier auch so viele ehemalige Soldaten und Offiziere niedergelassen.
Dieses Navy-Image versucht die Stadt seit einigen Jahren abzulegen. "Sports Town USA" lautet das neue Identifikationslabel. Als wir in die Stadt hineingefahren sind, fielen uns denn auch die zahllosen Sportstätten auf, allen voran die Jachthäfen, aber auch Tennis und Golfplätze. Es sieht zwar alles nach viel Geld aus, aber die hier Wohnenden sind offenbar so kaufkräftig, dass das alles Breitensport-Angebote sind. Als Dennis Conner 1987 gar den Americas-Cup hierher holte war der i-Punkt gesetzt.
SD hat ideale topographische und klimatische Voraussetzungen für ein weiteres rasantes Wachstum. 300 Sonnentage im Jahr machen die Stadt zum idealen Ort für eine Gesellschaft in der Business und Freizeit nahtlos ineinander überzugehen scheinen. Inzwischen ist SD die zweitgrösste Stadt Kaliforniens und die siebentgrösste der USA (1.3 Mio). Dass der Bauboom bis jetzt ungebrochen ist, dafür sorgen schon die 1000 Einwanderer pro Monat. Keine Stadt der USA weist ein solches Wachstum auf.
Zuwanderer gäb's noch viel mehr, wenn man sie liesse. Im mexikanischen Tijuana, gleich jenseits der Grenze, warten Tausende vergeblich auf ein Einreisevisum. Viele versuchen es illegal. Eine grosse Zahl mit Erfolg. Weil sie dabei rennend einen Highway überqueren müssen, kommt es zu Unfällen. Makabre Plakate warnen die Autofahrer denn auch vor illegalen Einwanderern. Sie zeigen in Silhouette drei rennende Leute, einen Mann eine Frau und ein Kind. Das Kind stolpert an der Hand der Mutter über die Strasse.
Es grenzt an Perversität, dass jährlich 45 Mio. Einheimische und Touristen über die Grenze nach Süden fahren, um in Tijuana günstig einzukaufen oder sich medizinisch versorgen zu lassen (Leute ohne Krankenkasse) und gleichzeitig für alle andern der umgekehrte Weg verrammelt bleibt (durch eine 24 km lange Mauer aus Eisenblech).
An bestimmten Adressen in San Diego zu wohnen soll ziemlich prestigeträchtig sein. Der Hunger nach diesem Prestige treibt seltsame Blüten. Es gibt hier in der Stadt Firmen, die Briefkästen verkaufen. Eine Adresse in einer der Rennomierstrassen ist dann also oft nur eine schuhschachtelgrosser Briefkasten. Wer an die Adresse anruft, wird diskret dorthin verbunden, wo die betreffende Privatperson tatsächlich wohnt bzw. wo die Firma ihr wirkliches Domizil hat. Mit einer solchen Dienstleistung kann man sich ein beträchtliches Einkommen generieren - und sich damit vielleicht ein Domizil an der besagten Adresse leisten.
Unsere letzte Besichtigungstour führte zum Hotel Coronado auf der gleichnamigen Insel, die eigentlich gar keine ist, sondern durch ein langes Sandband mit dem Festland verbunden ist.
From Seattle to San Diego-Tour
Danach fuhren wir in die Fashion Valley Shopping Mall, um unser Gepäck noch ein bisschen zu vervollständigen!! Jetzt müssen wir es ja nicht mehr mit eigener Kraft bewegen.

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