Donnerstag, 4. September 2008

San Andreas Fault

From Seattle to San Diego-Tour

Im Visitor Center in Olema herrschte flirrende Nervosität bzw. hohe Alarmbereitschaft. Fast in jedem zweiten Satz der Ranger war von Fire die Rede - und draussen strand der Feuerwehrlaster einsatzbereit. Es herrscht hier im Moment extreme Brandgefahr. Bloss eine weggeworfene Zigarrette und das Land stünde in Flammen. Auch aus diesem Grunde haben wir auf die Point Reyes National Seashore verzichtet, darum auch das spektakulär gelegene Lighthouse nicht gesehen. Schade v.a., dass wir das seit den 1970er-Jahren unter President Kennedy zum Nationalpark erklärte Naturschutzgebiet nicht haben erkunden können. Es wäre auch zeitlich nicht drin gelegen, denn allein die Fahrt zum Leuchtturm hätte 60 zusätzliche Kilometer bedeutet. Bei der enormen Hitze wäre das in der zur Verfügung stehenden Zeit ohnehin nicht möglich gewesen.
Aber der Trail an der San Andreas Fault vorbei war ein bisschen Entschädigung.
From Seattle to San Diego-Tour

Gestern sind wir die über 30 km lange Thomales Bay entlang gefahren und meinten, an einem See, nicht am Pazifik zu sein. Mitten durch diese Bay und die Landverbindung der Halbinsel zum Festland liegt die berühmt-berüchtigte geothermische Verwerfungszone. Auf dieser Linie kann man mit einem Bein auf der Nordamerikanischen, mit dem anderen auf der Pazifischen Platte stehen. Die letztere driftet pro Jahr etwa 5 cm nach Norden. Wenig spektakulär eigentlich. Wenn sich die Platten jedoch verhaken, kommt es zu den earthquakes.
Am 18. April 1906 bewegte sich die Point Reyes Halbinsel aufs Mal um 4 bis 6 m nach Norden und es entstand ein Graben von fast 1m Breite. Da waren nicht nur Holzzäune plötzlich um 6 m versetzt, sondern auch Scheunen entzweigerissen. (Das wäre noch heute zu sehen.) Auch Mythen sind da natürlich entstanden, etwa der von der Kuh Mathilde, die in den Graben stürzte, das Genick brach und von der nur noch der Schwanz zu sehen war.
Das sind natürlich hübsche Reminiszenzen im Vergleich zu den Verheerungen in SF. Die Stadt wurde zu 80% zerstört und das Grossfeuer (nicht zu löschen, weil die Wasserrohre geborsten waren), besorgte den Rest.
Das alles ist uns zwar schon im Geografie-Unterricht vermittelt worden, aber über der Spalte selber zu stehen und sich die Verheerungen vorzustellen macht ddoch einen ziemlichen Unterschied.
Wir waren hier aber nicht nur auf dem earthquake-, sondern auch auf dem kule loklo-trail, wo wir über die Lebensweise der Miwok-Indianer, der Ureinwohner hier informiert wurden. (Sie hatten auch Erdhäuser wie die Annasazi - du erinnerst dich, Andreas!) Mindestens 8000 Jahre existierte ihre Kultur - offensichtlich in Einklang mit der Natur! Wohingegen die Weissen nach mikrig kurzer Zeit nur weniges unversehrt gelassen haben.

From Seattle to San Diego-Tour

Die Fahrt schliesslich über die knappen 70 km bis zur Golden Gate war dann - wenigstens für G. - die reine Willensleistung. In der brüllenden Hitze durch eine Landschaft mit engen Schluchten und Aufstiegen mit 15% Steigung und mehr brachten einen von uns ans Limit. Wie weit entfernt war da der Schwumm über den kühlen Walker River und zurück 24 Stunden vorher! Mit einer Mischung aus völliger Erschöpfung und der Genugtuung, es bis hierher geschafft zu haben standen wir etwa um 16 Uhr Nachmittags oberhalb der berühmten Stahlkonstruktion. Emotional bewegend. (Befahren werden wir sie erst morgen.)
Und dann nochmals einige Kehren rauf, auf dem Weg zum ersehnten Permit für den wilden Campground (siehe Eintrag von gestern). Zu spät; alle Permits waren schon weg. Zum Glück gibt's gleich nebenan ein Hostel das noch freie Betten hat. Da konnten wir in der Grossküche wenigstens ein wirklich leckeres Dinner zubereiten. - Und zwei wirklich nette Schweizer kennen lernen.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Liebe Gerold und Manuel,

natuerlich, Euer Bericht bringt die Erinnerungen zurueck: 1999 stoppten wir auf unserer Reise an einer Anasazi Grabung. Ich hab das T-Shirt noch.

Zu Eurem Photo moechte man Scott McKenzies 1967 Song hoeren: "And if you come to San Francisco..." Kennt Manuel den ueberhaupt? Ein Stueck Zeitgeschichte mit der wir aufgewachsen waren.

Wenn Ihr in SF sind, versucht den Sonnenuntergang von der View Lounge im Carnelian Room zu sehen: http://carnelianroom.com/
Das ist im BoA Gebaeude, obwohl ein sehr unschoener brauner Turm, hat er Aussicht wie nirgends sonst. Muesst aber 2 Stunden frueher oben sein, sonst sind wahrscheinlich alle guten Tische weg. Schade ist Margrit nicht dabei!

Herzliche Gruesse,
Andreas